Nachhaltige Studiomöbel von Zaor

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2021-05-07 15:00:00 / Musiker News & Infos Licht & Wohnen - News & Infos
Nachhaltige Studiomöbel von Zaor - Zaor

Der italienische Hersteller Zaor hat sich in den vergangenen Jahren international zu einer der ersten Adresse für Studiomöbel aufgeschwungen. In Topstudios weltweit, wie von Jay-Z und Steve Aoki, bis zum Heimstudio von Hobby-Producern finden sich die italienischen Designschätze. Ein wichtiger Punkt in der Unternehmensphilosophie ist Nachhaltigkeit. Wir sprachen mit Zaor Geschäftsführer Klaus Gehlhaar.

Star-DJ und Produzent Steve Aoki in seinem Studio, ausgestattet mit Möbeln von Zaor (Foto: Zaor)

Wie ist die Firma und Marke Zaor entstanden?

Klaus Gehlhaar: Zaor ist aus der Aktivität von Michele Zullo, einem der drei Partner von Zaor Studio Furniture, entstanden. Michele hatte eines der größten Musikgeschäfte in Süditalien. Als Nebenaktivität baute er Flight-Cases. Einige Kunden fragten ihn, ob er ihnen nicht mal einen Studiotisch bauen könnte. Das war 2006. Damals gab es in Europa eigentlich keinen Hersteller in diesem Bereich. Es gab quasi nur Sonderanfertigungen. In Italien stellte sich mit den Studiotischen schnell der Erfolg ein. Im Zuge der Finanzkrise musste Michele sein Musikgeschäft schließen. Die Möbelaktivität hatte er davon getrennt aufgebaut. So konnte er dieses Geschäft retten und den Flightcases- und Studiomöbelbau mit sechs Mitarbeitern weiter betreiben.

Wo steht Zaor unternehmerisch heute?

Klaus Gehlhaar: Mittlerweile sind wir 65 Leute. Wir haben unser eigenes Werk in Rumänien. Wir haben dort mehrere neue Gebäude gebaut und bauen dieses Jahr noch ein weiteres. Wir wachsen jedes Jahr 20 bis 25, teilweise auch 50 Prozent. Das ist nicht immer einfach, weil wir komplett Eigentümer finanziert sind. Wir haben keine Investoren. Aber es geht immer voran. Ich glaube, dass wir die richtigen Visionen und Ideen haben. Wir versuchen uns immer wieder in Frag zu stellen. Was gibt es noch? Was gibt es noch nicht? Welche Probleme im Studio kann man lösen, worüber sich noch niemand Gedanken gemacht hat. Zum Beispiel haben wir 2014 den Miza D‘Stand entwickelt. Ein höhenverstellbarer Ständer für Lautsprecher, um sie auf einem normalen Tisch aufzustellen und in die richtige Höhe zu bringen. Zu dem Zeitpunkt gab es das nicht. Mittlerweile gibt es 40 verschiedene Fabrikate. Wir haben diese Kategorie kreiert. Am Anfang waren wir allein auf weiter Flur. Es war sehr erfolgreich. Wir haben die GripRacks entwickelt. Das sind Racks, die man an einen normalen flachen Tisch von hinten anklemmen kann. Wir haben aber gemerkt, dass das Rack auf dem Rückzug ist. Die Leute kaufen immer weniger 19-Zoll-Geräte, denn vieles passiert einfach im Rechner.

Wie wandeln sich die Studios aktuell in ihren Augen?

Klaus Gehlhaar: Bildschirme sind das wichtigste und werden immer wichtiger. Die jungen Produzenten sind mit Bildschirmen groß geworden, mit iPhone, iPad und so weiter. Sie haben keine große Sehnsucht nach Fadern, Hardware und Knöpfen. Für sie ist es schon komplett natürlich, auf einem Bildschirm hin und her zu wischen. Wir versuchen immer in die Richtung zu schauen, wo es hingeht. Wo ist das Business in fünf Jahren? Wir beschäftigen uns viel mit dem Problem, wie kann man Bildschirme so integrieren, dass sie akustisch nicht zu viel Einfluss haben. Dass man einerseits eine gute Sichtbarkeit des Screen-Inhalts hat, und andererseits nicht zu viele Reflektionen und Kammfiltereffekte erzeugt. Das ist ein Thema, das sicherlich die nächsten Jahre noch dominieren wird. Bildschirme werden immer günstiger und immer größer, aber bis auf weiteres wird es auch noch ein Paar Lautsprecher geben, die man ja auch noch hören können muss. Da entsteht ein ganz klarer Konflikt zwischen den beiden Sektionen. Wir versuchen Lösungen zu finden, die vernünftig funktionieren und beides ermöglichen.

Bei vielen in der Branche ist durch globale Lieferketten während der Pandemie ein Problem bei der Produktverfügbarkeit entstanden. Dieses Problem hatten Sie nicht, denn sie produzieren in Europa.

Klaus Gehlhaar: Wir hatten darüber nachgedacht, Outsourcing nach China zu betreiben oder verschiedenes Zubehör aus China zu beziehen. Das haben wir aber letztendlich nicht gemacht. Wir kaufen unser Holz regional ein. Wir nutzen viel Eiche und Esche, zum Teil auch etwas Nussholz. Wir haben unsere lokalen Holzhändler. Zum Teil kennen wir auch genau die Wälder, wo unser Holz herkommt. Wenn unser Händler sagt, „wir haben hier eine Ernte“, dann schauen wir uns das an und nehmen auch mal einen kompletten Lastwagen voll. Auch die anderen Zutaten kommen alle aus Ungarn oder Rumänien. Die Möbelmontagesysteme sind zum großen Teil von Würth, also aus Deutschland. Die Schubladenauszüge sind auch ein deutsches Fabrikat. Wir kaufen so weit wie möglich im näheren europäischen Umfeld ein, um Lieferkettenprobleme zu vermeiden. Wir versuchen zudem verstärkt Partner zu finden, die auf die Umwelt achten. Wir suchen bei unseren Möbeln Lösungen, die lange halten. Wir supporten nach wie vor alle Modelle, seit den ersten Stunden in 2006. Wenn jemandem eine Schraube fehlt, weil sie beim Umzug verlorengegangen ist, können wir die bis heute nachliefern.

Nachhaltigkeit ist für Sie also auch ein wichtiges Thema bei der Konstruktion?

Klaus Gehlhaar: Wir sind der Meinung, auch die günstigen Möbel aus Spanplatte kann man so bauen, dass sie nach drei bis vier Mal auf- und abbauen weiterhin halten. Wir verwenden beispielsweise prinzipiell immer 25-mm-Spanplatten. Sie sind stabiler und schwerer. Das sind für uns fast immer Sonderbestellungen, weil die meisten nur mit 18 mm arbeiten, aber das biegt sich leicht durch und geht schnell kaputt. Wir achten darauf, dass wir Möbel bauen, die lange Zeit Freude bereiten. Da muss man sich nur ein klassisches Billig-Möbel anschauen. Du kaufst und behältst es, solange bis es zusammenfällt. Wenn man es zwei Mal umgezogen hat, ist es meistens ziemlich am Ende. Dann gibt es nur noch einen Weg: Sperrmüll. So etwas kann man nicht mehr gebraucht verkaufen. Antike Möbel aus Massivholz haben auch heute noch ihren Wert, werden vererbt und bleiben in der Familie, aber die ganzen Günstig-Möbel sind eine Einbahnstraße. Unsere Möbel halten und werden weiterverkauft. Das sehen wir am Feedback, wenn jemand nach zehn Jahren umzieht und anfragt, ob wir ihm noch mal das Manual schicken können. Das ist schön und wir freuen uns, dass diese Tische immer noch im Einsatz sind.

Welche Aspekte sind Ihnen beim Thema Nachhaltigkeit noch wichtig?

Klaus Gehlhaar: Ich habe jetzt seit ein paar Jahren verstärkt Wert auf die Verpackung gelegt. Wir haben zuerst darauf geachtet, unsere Verpackungen so zu gestalten, dass sie DHL und UPS überleben, was teilweise ein Kunststück ist. Zunächst haben wir die Zwischenräume mit Schaum aufgefüllt, jedes einzelne Teil mit Schaumfolie umwickelt und die Kisten mit superstabilem siebenlagigem Karton gebaut, den wir selbst herstellen. Diese Schaumstoffe sind eine praktische Lösung und funktionieren gut, nur kann man diesen Schaumstoff nicht einmal recyceln. Hier sind wir vor zwei Jahren einen neuen Weg gegangen. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass die komplette Verpackung nur noch aus Karton besteht. Wir eliminieren Schaumstoffe oder erdölbasierte Produkte. Wir geben vorhandene Kartonreste in einen speziellen Schredder. Daraus entsteht eine Art elastische Karton-Folie, mit der wir die Leerräume auffüllen. Statt die Möbel in eine PU-Folie einzuwickeln, haben wir Kartonecken, mit denen sie geschützt werden. Die Verpackung ist nach wie vor hochwertig. Wir bekommen immer wieder Komplimente fürunsere Verpackungen.

Sie fertigen aber nicht nur Studiomöbel?

Klaus Gehlhaar: Unsere Design- und Entwicklungsanstrengungen bestehen darin, Produkte zu entwickeln, die das Leben einfacher gestalten. Wir haben aufgrund unserer Erfahrung mit studiotechnischen Möbeln, angefangen Möbel für den Home-Office-Bereich zu entwickeln. Das bietet sich an. Kunden sagten uns oft: „Ich brauche den Tisch nicht nur für mein Studio, ich muss damit auch zuhause arbeiten. Dazu brauche ich entsprechend so viele Bildschirme“. Dafür dafür haben wir einen eigenen Vertriebskanal auf die Beine gestellt: Ergomood. Dort bieten wir neben unseren eigenen Möbeln auch Produkte von anderen Herstellern, beispielsweise Stühle von Human Scale oder Monitorarme an, um unsere Lösungen für das Home-Office zu komplettieren. Nehmen wir den Tisch Vela. Einen Studiotisch. Wenn man ihn ohne Racks betrachtet, ist das eigentlich ein schöner Schreibtisch. So haben wir beschlossen ihn auch als Homeoffice-Tisch anzubieten. Es gibt Bundles, Stuhl plus Tisch und Arm, um den Leuten interessante Pakete anzubieten. Intelligentes Kabel-Management und Bildschirme sind im Home-Office ebenso wichtig wie im Studio. In diese Richtung werden wir auf jeden Fall weiterarbeiten. Wir sind dabei weitere Produkte zu entwickeln, die ein bisschen zwischen diesen zwei Welten stehen. Wir sind immer auf der Suche nach Lösungen, die das Leben verbessern und vereinfachen, effizienter oder ergonomischer gestalten. Es gibt sehr viele Firmen, die in den letzten zwei, drei Jahren in den Studiomöbel-Bereich eingestiegen sind. Wir werden viel kopiert. Du kannst dagegen aber nicht viel machen. Unsere Chance ist die Flucht nach vorne mit Innovation und Kreativität.

Mehr zu den Studiomöbeln von Zaor lesen Sie in der Mai-Ausgabe von das musikinstrument.


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