Mit dem PSR-SX600 will Yamaha neue Maßstäbe in Punkto Klang, Design und Nutzerfreundlichkeit setzen. Dafür sollen unter anderem das integrierte Digital Signal Processing (DSP), diverse Klangfarben und eine Live-Control-Funktion sorgen. Tastenwelt hat das Keyboard unter die Lupe genommen.
Für schnellen Zugriff befindet sich der Master-Volume-Regler ganz links. Foto: Yamaha
Konzeptionell versteht sich das PSR-SX600 als Einstieg in die SX-Klasse von Yamaha. Man muss hier aber mit den Begrifflichkeiten sehr aufpassen: Es ist nicht von einem „Einsteiger-Keyboard“ die Rede! Nur vom „Einstieg in die SX-Klasse“, und diese wiederum ist aber nicht die Einstiegs-Serie von Yamaha, dafür gäbe es andere Modell-Linien wie die „YPT„-, die „E“- oder die „EW“-Serie. Tatsächlich ist es ein Entertainer-Keyboard, dass sich nicht im Geringsten zu verstecken braucht und manch „Größeren“ in nichts nachsteht – im Gegenteil! Auch Yamaha selbst schreibt auf der Homepage: „Mit intuitiven Kontroll-Möglichkeiten und der überragenden Klang-Qualität bietet das PSR-SX600 alles, was Profis verlangen.“ Da ist also sogar von Profis die Rede. Doch fällt die Sprache auf Yamaha und Profi-Keyboards, denken die meistens wohl instinktiv direkt an „Genos“, der sicherlich noch eine Menge mehr bietet, ehrlicherweise aber auch rund fünfmal so teuer ist.
Was ist neu?
Ziehen wir diesen Test einmal etwas anders auf als vielleicht üblicherweise bei Keyboards gewohnt: Vergleichen wir mit dem direkten Vorgänger-Modell, was eigentlich neu ist. Das aktuelle SX600 ist der Nachfolger des bisherigen S670. Rein von der Zahl her gesehen (600 statt 670) könnte das auf den ersten Blick nach einem kleineren Modell aussehen, doch die technischen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ausgestattet ist das SX600 jetzt mit einem 4,3-Zoll-Farb-Display (vorher hatte das Display zwar auch 4,3 Zoll, es war aber monochrom). Die LEDs in den Bedienfeldtastern leuchten orange und blau und haben sich damit den Farben des Displays angepasst. Das sieht nicht nur homogen aus, sondern wirkt auch schick und edel – und es macht im Handling doch einiges aus. Anscheinend standen dafür die größeren Modelle SX700 und SX900 Pate – also ein Hauch von (höherer) Mittel- und Oberklasse.
Sounds und Styles
Stattliche 850 Sounds und 43 verschiedene Drum- und Sound-Effect-Kits bietet das SX600 (zum Vergleich: vorher waren das „nur“ 416 beziehungsweise 34). Die 480 XG-Voices kommen in beiden Fällen noch separat dazu. Zwar gab es auch beim S670 schon elf „Megavoices“, 19 „Sweet! Voices“, 28 „Cool! Voices“ und 19 „Live! Voices“, doch das SX600 kommt – erstmals in dieser Klasse – mit 73 „Super Articulation Voices“ daher und hat weiterhin immer noch 27 „Megavoices“ (also auch immer noch mehr als doppelt so viele wie vorher) im Gepäck. Nur zur kurzen Erklärung: Bei den „Super Articulation Voices“ handelt es sich um Sounds, die es ermöglichen sollen, Instrumente realistischer zu artikulieren, die bis dahin auf Tasteninstrumenten äußerst schwierig bis gar nicht realistisch darzustellen waren. Helfen sollen dabei Spezialeffekte, die beispielsweise über das Modulationsrad oder ein externes Fußpedal gesteuert werden. Erstmals kamen diese „Super Articulation Voices“ in der Tyros 3-Serie, dem damaligen Top-Modell, zum Einsatz. Man kann sich nur wiederholen: Auch hier werden wieder Topklasse-Features auf deutlich preisgünstigeren Instrumenten erschwinglich gemacht, eine enorme Aufwertung. Weiter geht es mit den Styles, die nicht nur zahlenmäßig auch enorm zugelegt haben: Aus vorher 230 sind nun 415 geworden. Dazu gehören auch die (aus dem S670 allerdings grundsätzlich auch schon bekannten) DJ-Styles. Beim SX600 teilen sich die genannten 415 auf in 372 „Pro“- und 32 „Session“-Styles für maximales Live-Feeling und eben zehn der genannten DJ-Styles sowie noch einen „Free Play“. Auch Weltmusik-Styles aus zum Beispiel Brasilien, China und Afrika wurden aus den Top-Modellen übernommen.
Weitere Neuerungen
Einen Mikrofon-Eingang gab es beim S670 noch nicht – jetzt ist er an Bord. Auch sonst hat sich die Technik seit Erscheinen des Vorgängermodells weiterentwickelt, als „Verbindung zur Außenwelt“ oder „Multimedia“ könnte man das ganze beschreiben. Eine App namens „Rec’nShare“ ist dabei das Zauberwort, mit welcher das SX600 nun kompatibel ist. In dieser App lassen sich Audio und Video zusammen mit Songs aus der Musikbibliothek des Keyboards aufnehmen, und über ein smartes Endgerät lässt sich die Aufnahme dann mit der ganzen Welt teilen. Natürlich gibt es weiterhin die Möglichkeit, über Yamahas „World Music Expansion-Packs“ den Sound- und Style-Vorrat des Keyboards um regionale, ethnische und traditionelle Klänge aus aller Welt annähernd unbegrenzt zu erweitern – allerdings ging dies auch schon auf dem Vorgängermodell S670. Auf Youtube findet sich übrigens ein Video, in dem ein Vorführer beide Keyboards, das S670 und das SX670, übereinander stehen hat und direkt vergleicht. Dazu werden Sounds angespielt, die auf beiden Instrumenten unter dem gleichen Namen vorhanden sind. Selbst auf einfachen Lautsprechern im PC-Monitor lassen sich bereits Unterschiede in Breite, Präsenz und Druck hören. Da hat sich also klanglich einiges getan!
Smart Chord
Eine Neuerung ist auch die „Smart Chord“-Funktion: Damit lassen sich Styles mit nur einem Finger steuern, selbst wenn mit Akkorden und Akkord-Fingersätzen überhaupt nicht vertraut ist. Alles, was man kennen muss, ist die Grundtonart des gespielten Stücks. Mit nur einem Tastendruck werden dann immer zu dieser Tonart passende und für diese Musikrichtung geeignete Akkorde abgerufen, als ob man selbst „richtige“ Akkorde spielen würde.
Multi-Pads
Grundsätzlich schon seit langem gibt es auf Yamaha-Keyboards die sogenannten Multi-Pads. Auch deren Einsatzmöglichkeiten wurden allerdings in den letzten Jahren immer weiterentwickelt. Man benutzt sie, um kurze vorgefertige Rhythmus- oder Melodie-Sequenzen zum laufenden Titel hinzuzuspielen. Sie arbeiten nicht nur MIDI-basiert, sondern können sogar auch mit eigenen Audio-WAV-Dateien belegt werden. Eine wesentliche Neuerung auf modernen Keyboards, jetzt auch auf dem SX600 erhältlich, ist, dass die Multi-Pads auch synchron zum Rhythmus gestartet werden können. So lassen sich beeindruckende Audio-Live-Phrasen synchron und dynamisch zum Spiel einblenden.
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Text: Christoph Klüh