Waldorf Iridium im Test

PPVMEDIEN GmbH
2020-09-24 11:28:00 / Musiker News & Infos
Waldorf Iridium im Test - Test: Waldorf Iridium

Die mächtige Synth-Engine des Waldorf Quantum ist jetzt in kompakter Form erhältlich. Iridium folgt den Spuren seines großen Bruders und bietet alle Synthese-Elemente des Quantum in einem Rack-kompatiblen Format.


Das zentrale Bedienelement des Iridium ist sein großer Touchscreen. Foto: Waldorf

Was hätte das doch wieder für ein schönes Ereignis werden können! Für Liebhaber jedweder Erscheinungsform von elektronischen Klangerzeugern steht die alljährlich stattfindende Superbooth in Berlin auf der Richterskala erreichbarer Erregungszustände schon lange jenseits von Magnitude zehn.

Das trifft nicht nur auf das interessierte Publikum zu, sondern auch auf die Produzenten und Hersteller selbst, die gerne mal genau zur Superbooth ein „Erdbeben“ auslösen. Das natürlich mit entsprechend langem Vorlauf, vielen Gerüchten und noch viel mehr Geheimniskrämerei in den sozialen Netzwerken.

Vorfreude hätte auch in diesem Jahr die schönste Freude sein können, hätte nicht die Corona-Krise den meisten das Geschäft und jedwede Planung und Vorbereitung auf brutalste Weise weggesäbelt. So gestaltet sich nun im Jahr 2020 die Verbreitung guter Neuigkeiten eher schleppend und vor allen Dingen wenig spektakulär.

In die Tat umgesetzt

Not macht bekanntlich erfinderisch: Eine alternative Strategie könnte sein, einen absoluten Knaller im stillen Kämmerlein zu produzieren und nicht mit einem Prototyp, sondern einem echten, fertigen Produkt an die Öffentlichkeit zu treten. Genau so hat es Waldorf Music gemacht. Die Corona-Wunden hat man sich bei Waldorf nicht lange geleckt.

Still und leise hat Waldorf einen Plan umgesetzt, der schon lange in den Köpfen der Verantwortlichen gewesen ist. Am 10. Juni dieses Jahres war dann die Überraschung perfekt. Waldorf stellte in einer exklusiven Präsentation den Iridium-Synthesizer vor, der nicht nur zeitnah erhältlich gewesen ist, sondern nun auch als Testgerät vorliegt. Schauen wir uns den Iridium einmal etwas genauer an.

Basis für jeden Zweck

Seit März 2018 gibt es den Quantum-Synthesizer offiziell und bis heute hat er viele Leute begeistert. Das betrifft nicht nur seine klanglichen Möglichkeiten, die durch drei Oszillatoren mit je fünf frei wählbaren Syntheseformen, einer cleveren Menüsteuerung und verschiedensten Filter- und Effektmodellen ihren Ausdruck finden, sondern auch dadurch, dass von vornherein auf ein anpassungsfähiges Betriebssystem geachtet worden ist.

Und angepasst wurde es in den letzten beiden Jahren sehr oft, denn die Leute von Waldorf (allen voran Rolf Wöhrmann und Lukas Schütte) hören wie kaum ein anderer zu, wenn es um Kritik oder Vorschläge geht. Bugs wurden beseitigt, Anregungen wurden (wenn machbar und praktikabel) schnellstens umgesetzt. So ist der Quantum im Laufe der Zeit immer nur eines geworden: besser. Und dieser Prozess ist noch nicht am Ende.

Weshalb dann nun einen Nachfolger veröffentlichen? Oder ist der Iridium doch eher als Erweiterung eines komplexeren Setups zu sehen? Die Antwort ist einfach. Das Betriebssystem des Quantum wurde Hardware-unabhängig entwickelt. Somit sind künftig verschiedenste Instrumente denkbar. Mehr noch: Updates sollen (wenn möglich) sogar abwärtskompatibel für ältere Hardware gültig sein. Eine Version Beta 3.0 wird bald erhältlich sein. Für Iridium und für Quantum, der damit abermals auf ein aktuelles Level gebracht werden wird.


Der Iridum bietet reichlich Anschlüsse: von Audio-Ein- und Ausgängen über MIDI-in/out/Thru und USB bis hin zu CV-, Clock- und Gate-in. Foto: Waldorf

Architektur

Iridium erscheint in Quantum-Optik als reiner Tabletop-Synthesizer mit äußerst kompakten Abmessungen (440 mm breit, 305 mm tief, 85 mm hoch) und ohne Keyboard. Damit wäre man im Grunde in der Lage, den Synthesizer in ein 19-Zoll-Rack einzubauen. Entsprechende Rack-Schienen oder eine passende Rack-Wanne werden aktuell nicht mitgeliefert, sollen aber im Laufe des Jahres erhältlich sein.

Mit 5,4 Kilogramm ist er auf wohltuende Weise kein Leichtgewicht, sondern echte Hardware. Das Gehäuse ist aus Stahlblech und resistent gegen jede Form von Verwindung. Die seitlichen Abdeckungen hätten vielleicht etwas schicker ausfallen dürfen. Aber wirklich stören tut das nicht. Die Regler sind aus Aluminium.

Der Iridium ist äußerst robust und elegant zugleich. Natürlich hat dieser kompakte Synthesizer weniger Platz auf dem Panel als sein Counterpart. Dennoch wurde das grundlegende Design auch hier übernommen. So machen Look & Feel den Iridium zu einem echten Partner des Quantum.

Bedienoberfläche

Der bekannte Touchscreen ist mit etwas geringerer Auflösung wieder dabei und wird von sechs Parameterreglern und den Tastern für die Masterpages für LFOs, Oszillatoren, Filter, Envelopes, die Modulationsmatrix und die Effekte „umrahmt“. Einzig der zentrale „Big Knob“, der beim Quantum unterhalb des Displays zu finden ist, wurde nun rechts außerhalb des Displays zusammen mit den Mode-Tastern untergebracht.

Das ist in puncto Handling sogar recht praktisch und hat bei der konkreten Arbeit nicht gestört. Neu ist in diesem Bereich ein Taster für die Masterpage, in der die Lautstärken und Panoramawerte der Layer und die Gesamtlautstärke eingestellt werden können. Der zentrale Bereich des Touchscreens wird durch drei virtuelle VU-Meter dominiert, die die aktuell gespielten Lautstärken anzeigen.

Den vollständigen, ausführlichen Testbericht lest ihr in KEYS 10/2020 – die Ausgabe könnt ihr gleich hier im Shop bestellen!


Text: Bernd Kistenmacher


Blog