Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war Sergei Koroljow (1907 bis 1966) von Raketen fasziniert. Bei den sogenannten Säuberungen verhaftet und nach Sibirien verbannt, kehrte er nach dem Krieg zurück und wurde der führende Raketenfachmann der Sowjetunion. Mit der R-7 schuf Koroljow die erste Interkontinentalrakete der Welt. Die R-7 war früher fertig als das amerikanische Gegenstück Atlas.
Koroljow träumte vom Flug in den Weltraum und schon lange war ihm und allen Raumfahrtträumern weltweit klar, zuerst würden kleine, unbemannte Forschungssatelliten die erdnahe Umgebung erkunden. Die R-7 war für eine solche Mission leistungsstark genug. Nachdem die ersten Versuche mit der Rakete R-7 als Atombombenträger erfolgreich waren, konnte Koroljow sich an den Start eines Erdsatelliten heranwagen. So wurde eine R-7 mit dem PS-1 genannten Satelliten am 4. Oktober 1957 zum Start vorbereitet.
Der PS-1 war kugelförmig, hatte 58 cm Durchmesser und wog fast 84 kg. Vier lange Antennen standen schräg nach hinten weg, zwei waren 240 cm, zwei 290 cm lang. Die Kugel war mit Stickstoff gefüllt, weil man keine Erfahrungen mit der Funktion von elektrischen Geräten im Vakuum hatte und das Gas über ein Gebläse zur Verteilung der entstehenden Wärme nutzen wollte.
Länger als die geplante Woche, sogar ganze 21 Tage sendete der als Sputnik 1 bezeichnete Satellit Pieptöne aus. Diese dienten eigentlich dazu, seine Geschwindigkeit genau zu vermessen, wurden aber als Propaganda empfunden. Die Bahn war elliptisch mit einem erdnähsten Punkt in 215 km Höhe und einer größten Erdferne von 939 km.
Am 4. Januar 1958 verglühte Sputnik 1 in der Atmosphäre. Er hatte nicht nur das Weltraumzeitalter eingeleitet. Sein Erscheinen löste in den USA eine Welle hektischer Betriebsamkeit aus, um den Vorsprung der Sowjetunion in der Raumfahrt einzuholen.
Warum die sowjetischen Raketen stärker waren als die amerikanischen, und warum Sputnik 1 eigentlich nur eine Notlösung war und wie er aufgebaut war, lesen sie ausführlich in der FliegerRevue 11/2017.
Uwe W. Jack