Moog Matriarch im Test

PPVMEDIEN GmbH
2019-12-06 15:24:00 / Musiker News & Infos
Moog Matriarch im Test - Test: Moog Matriarch

Mit dem Matriarch hat Moog einen semimodularen Analog-Synthesizer veröffentlicht. Der Matriarch ist paraphon, bietet vier Stimmen und lässt sich über sein 49-Tasten-Keyboard auch ohne Patch-Verkabelung als normaler Synthesizer spielen. In der KEYS 01/2020 haben wir das „Familienoberhaupt“ ausführlich getestet.


Foto: Moog Music

Im Jahr 2018 überraschte Moog die geneigte Gemeinde mit Grandmother, einem semimodularen Synthesizer mit 2½-Oktaven-Keyboard, der zunächst durch seine farbige Optik und einen grundsoliden analogen Klang auffiel und der einen schnellen Einstieg in die analoge Klangsynthese ermöglichte.

Bei näherem Hinsehen entpuppte sich dieser Synthesizer ebenfalls als Einstieg in die Welt modularer Synthesizer. Zahlreiche Patch-Punkte ermöglichten die Unterbrechung beziehungsweise Veränderung bestehender Signalwege, was die klanglichen Möglichkeiten dieses Synthesizers enorm erweiterte. Mehr noch: Eine Einbindung in ein bestehendes modulares Setup, sowohl hauseigen als auch in Euroracks, öffneten dem Klangforscher weitere Türen.

Die Optik war diskutabel und nicht jedermanns Fall. Dennoch wurde Grandmother binnen kürzester Zeit zu einer Erfolgsstory. Eine Story, die zu Beginn des Jahres 2019 fortgesetzt werden sollte. Zwischenzeitlich meldete sich Moog (endlich) mit dem langerwarteten One und beschwor damit die guten alten Zeiten des Memorymoog herauf. Moog war endlich wieder „polyphon“ geworden und eigentlich gäbe es nun in diesem Segment nichts mehr hinzuzufügen, wenn es da nicht diese Lücke gäbe, die durch paraphone Synthesizer gefüllt werden könnte. Und voilà, auf der Superbooth 2019 wurde der Matriarch präsentiert, der mich sofort gefangen nahm …

Vier Oszillatoren

Matriarch zeigt schon durch sein Äußeres mehr Muskeln als Grandmother. „Look and feel“ sind natürlich geblieben. Die einzelnen „Module“ werden aber nun mit einem Keyboard mit vier Oktaven umrahmt. Insgesamt bietet der Synthesizer nun 90 Patch-Punkte, die auch hier sowohl auf dem Bedien-Panel als auch auf der Instrumentenrückseite zu finden sind. Matriarch verfügt über vier identische Oszillatoren, zwei VCFs, zwei VCAs, ADSRs für Filter und VCA, zwei(!) „Utilitys“ mit Abschwächern, Multiples und einem zusätzlichen einfachen LFO sowie einer Modulationssektion mit Haupt-LFO. Doch das reicht natürlich noch nicht.

Wir erinnern uns, dass Grandmother über ein Hallmodul verfügte, das dem Moog Modul 905 entlehnt gewesen ist. Matriarch hat an dieser Stelle nun ein Stereo-Analog-Delay eingebaut, das auch im Pingpong-Modus betrieben werden kann. In der die Signalkette abschließenden Ausgangsstufe kann nun entschieden werden, ob man den Matriarch einstimmig (mit vier Oszillatoren), zweistimmig (mit zwei plus zwei Oszillatoren) oder vierstimmig paraphon (mit einem Oszillator je Stimme) spielen möchte. Ja, und Spielhilfen der elektronischen Art gibt es natürlich auch hier.

Den Arpeggiator und den Sequencer kennen wir schon von Grandmother. Allerdings hat hier der Sequencer nun 12 Speicherplätze (à 256 Steps) und man kann nun Akkorde in den Sequencer einspielen, was zu wirklich interessanten Ergebnisse führen kann.

Der Weg des Klangs

Die folgenden Betrachtungen richten sich weniger auf das Offensichtliche. Ich will eher die einzelnen Module und ihre semimodularen Möglichkeiten betrachten. Matriarch hat vier Oszillatoren, deren Wellenformenreservoir identisch ist: Dreieck, Sägezahn (abfallend), Rechteck und Pulswelle. Alle vier Oszillatoren haben identische Schalter für die Fußlagen (16'–2'). Das Fine-Tuning aller Oszillatoren kann über einen kleinen Drehregler auf Matriarchs Rückseite justiert werden.

Die Oszillatoren zwei, drei und vier verfügen über Frequenzregler (± sieben Halbtöne) und Sync-Schalter. Um diese Funktion zu aktivieren, muss man zunächst den „Sync Enable“-Schalter von Oszillator eins aktivieren. Im Folgenden kann man nun entscheiden, welche Oszillatoren mit dem Vorgänger synchronisiert werden können. Also zwei auf eins (Oszillator zwei), drei auf zwei (Oszillator drei) und vier auf drei (Oszillator vier). Jeder Oszillator hat vier identische Patch-Punkte. An „Pitch In“ kann man ein Steuerspannungssignal von externen Modulationsquellen anlegen. Interessant ist, dass die folgenden Oszillatoren „mitmoduliert“ werden. Legt man die Steuerspannung bei Oszillator eins an, werden alle folgenden Oszillatoren ebenfalls beeinflusst und so weiter.

An der Eingangsbuchse „Lin FM In“ kann ein Audiosignal zu Modulationszwecken angelegt werden. „PWM In“ erklärt sich von selbst. Ist ein Oszillator auf Rechteck oder Pulswelle eingestellt, kann er über diesen Eingang in der Pulsweite moduliert werden. Das geht natürlich auch über den Modulationsoszillator und das Modulationsrad. Dazu später mehr. Zusätzlich verfügt jeder Oszillator über eine „Wave Out“-Buchse. Hier liegt die am Oszillator eingestellte Wellenform an. Parallelausgänge aller Wellenformen gibt es nicht.

Gemischt wird im Mixer

Das Mixermodul verfügt grundsätzlich über fünf Lautstärkeregler für die vier Oszillatoren und einen Rauschgenerator. Moogs Original-CP3-Modul stand hier Pate (so Moog). Der Rauschgenerator erzeugt weißes Rauschen. In den noch zu erklärenden „Global Settings“ kann zusätzlich noch ein Hochpass-Filter zugewiesen werden, um das Rauschen zu „färben“. Zusätzlich hat der Mixer Patch-Punkte, mit denen man die internen Signale gezielt abschalten und durch externe Signale ersetzen kann (OSC-1- bis -4-in und „Noise In“).

Diese externen Signale können Audiosignale und/oder Steuerspannungen sein. Über die klanglichen Ergebnisse kann man da nur spekulieren. An „Output“ liegt das gemischte Signal an und kann zu anderen Zielen geführt werden. Noch ein Tipp: Im „Paraphonic Mode“ (vierstimmig) sollte man alle OSC-Regler zunächst auf 12 Uhr stellen. Höhere Werte führen zu gewollten Verzerrungen des Ausgangssignals, die mich klanglich anfangs irritiert haben. Diese Einstellung und identisch gestimmte Oszillatoren sind eine gute Ausgangsbasis, um den Matriarch kennenzulernen.

Den vollständigen Testbericht lesen Sie in KEYS 01/2020 – die Ausgabe können Sie gleich hier im Shop bestellen!


Text: Bernd Kistenmacher


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