Einstieg ins Live-Mixing

PPVMEDIEN GmbH
2020-10-15 12:31:00 / Musiker News & Infos
Einstieg ins Live-Mixing - Live-Mixing

Ein Mischpult will bedient werden! Nur so kann man den optimalen Klang finden und auf Störgeräusche angemessen reagieren. Tastenwelt gibt Tipps für einen guten Live-Mix.


Der Umgang mit einem Mischpult erfordert eine Menge Einfühlungsvermögen ... Foto: David Bartus/Pexels.com

Die Freude ist groß: Man hat sich für ein neues Mischpult entschieden, der Musikalienhändler des Vertrauens hat sich Zeit genommen und die wichtigsten Funktionen des edlen Geräts demonstriert. Viele Informationen prasseln auf einen ein, merken kann man sich sowieso nicht alles, und der Hinweis auf die beiliegende Bedienungsanleitung ist eher obligatorischer Natur.

Keiner wird es wohl allzu gerne zugeben, aber oft geht die Geschichte so weiter: Die am häufigsten verwendeten Bedienelemente des Mischpults werden vom Fachhändler auf dessen Erfahrungswerte voreingestellt, dann geht’s ab nach Hause, und ab diesem Zeitpunkt herrscht striktes Berührverbot: Hauptsache das Pult „spielt“. Man braucht kein Orakel bemühen, dass dieses Vorgehen früher oder später zum Scheitern verurteilt ist.

Ein Mischpult will bedient werden! Nur so kann man den optimalen Klang finden und auf Störgeräusche angemessen reagieren. Ein guter Sound hat deswegen viel mit Ausprobieren und den daraus resultierenden Erfahrungen zu tun. Es gibt leider kein allgemein gültiges Patentrezept, der Umgang mit einem Mischpult erfordert vielmehr eine Menge Einfühlungsvermögen, Konzentration beim Hören und auch Entschlossenheit zum Handeln.

Aber keine Angst: Live-Mixing ist keine Geheimwissenschaft. Wir zeigen Ihnen in dieser Workshop-Reihe Schritt für Schritt, wie’s funktioniert. Doch bevor es an die bunten Knöpfe und Regler geht, solltet ihr euch mit ein paar allgemeinen Grundlagen vertraut machen, damit von vornherein der größte Feind eines jeden Mischers eliminiert werden kann: Störgeräusche wie Knacken, Pfeifen und Brummen.

Signalkette und Signalarten

Die Signalkette bezeichnet alle Komponenten, die das Audiosignal transportieren. Am Anfang dieser Kette steht als Signalquelle z.B. eine Stimme, die in ein Mikrofon singt. Das Mikro wandelt akustische Schwingungen in elektrische. Vereinfacht geschildert spielt sich Folgendes ab: Die Frequenz der Stimme setzt eine Membrane im Mikrofon in Bewegung, die eine Wechselspannung analog dazu erzeugt.

‚Analog’ heißt hier, dass beispielsweise ein 900-Hz-Ton ein Signal von 900 Hz erzeugt. Dieses Signal wird zum Mischpult geleitet, wo es erst einmal verstärkt (Preamp), verändert und bearbeitet werden kann. Anschließend wird das Signal über die Endstufe verstärkt, damit die Lautsprecher als Ausgabegeräte genügend elektrische Energie haben, die Membranen der Lautsprecher in Bewegung zu setzen, um so den Ton zu erzeugen.

Eine schematische Skizze der Signalkette seht ihr in Grafik 1. Bei den Signalen unterscheidet man grundsätzlich zwei verschiedene Arten, die im Mischpult ankommen: Mikrofon- und Line-Signale. Letztere stammen hauptsächlich von Zuspielgeräten wie MP3-Playern, CD-Playern, Effektgeräten oder Keyboards, die über Klinken- und Cinch-Ausgänge direkt an die Line-Eingänge des Mischpults angeschlossen werden können, falls sich das Mischpult in der Nähe der Bühne befindet.

Bei größeren Entfernungen zum Mischpult sollten DI-Boxen dazwischen geschaltet werden. Der Grund dafür: Die DI-Box wandelt das störanfällige unsymmetrische Signal in ein hochwertiges symmetrisches Signal, das Brummschleifen und andere Störgeräusche durch Aktivieren des Groundlift-Schalters (zum Unterbrechen der Erdung, siehe Grafik) verhindern kann.

Auch ohne einen aktivierten Ground­lift verhindert die Signalsymmetrierung bereits in vielen Fällen, dass sich Einstreuungen negativ im Klang bemerkbar machen. Wie eine DI-Box aufgebaut ist, zeigt euch die Grafik 2. Bei zweipoligen unsymmetrischen Signalen wird der Minuspol des Signals gleichzeitig als Erdung benutzt.

Ein schlecht geschirmtes Steckernetzteil kann in unmittelbarer Nähe des Kabels dann schon für starkes Brummen sorgen. Ein symmetrisches Signal erlaubt lange Kabelstrecken ohne Verluste, als Stecker wird in der Regel eine dreipolige XLR-Buchse verwendet. Es gibt aber auch symmetrische Line-Anschlüsse über Stereo-Klinken, die ebenfalls dreipolig sind.

Als Grundregel bei Kabellängen gilt: Unsymmetrische Line-Signale (z.B. Mono-Klinke) können aufgrund des relativ starken Ausgangspegels bis zu ca. 15 m verlegt werden, Instrumentenkabel (z.B. von einer Akustikgitarre mit unverstärkten Signal) sollten möglichst kurz bemessen werden und maximal 8 bis 10 m Länge nicht überschreiten. Symmetrische und unsymmetrische Kabel- und Steckverbindungen seht ihr in Grafik 3.

Mikrofone auf der Bühne

Auf der Bühne kommen meist dynamische Mikrofone zum Einsatz. Sie haben den Vorteil, dass sie verzerrungsarm und weniger anfällig für Rückkopplungen sind. Darüber hinaus halten dynamische Mikro­fone einen hohen Schalldruck aus und sind in den Anschaffungskosten meist günstig. Dennoch wird man manchmal auf den Einsatz von Kondensatormikrofonen angewiesen sein, zum Beispiel zur Abnahme eines Schlagzeugs (Overhead, Hi-Hat).

Leider sind Kondensatormikrofone neben ihren recht hohen Anschaffungskosten nicht nur auf externe Stromversorgung angewiesen (Phantomspeisung), sondern vor allem deutlich empfindlicher in punkto Umgebungsgeräusche und Rückkopplungen. Aber auch bei den dynamischen Mikros gibt es einiges zu beachten. Viele Feedbacks oder unerwünschte Übersprech-Effekte entstehen entweder durch falsche Positionierung oder durch Nichtbeachten der jeweiligen Richtcharakteristik eines Mikrofons.

Man sollte deswegen immer erst einmal die richtige Aufstellung der Mikrofone überprüfen, bevor man hektisch an den EQs herumdreht. Für den Gesang empfehlen sich Mikros mit Nierencharakteristik, da einerseits der Einsprechbereich vorne relativ groß ist und andererseits hinter dem Mikrofon so gut wie nichts aufgenommen wird – also auch keine störenden Schallquellen, die zu Rückkopplungen führen. Mikrofone mit Super- oder Hypernierencharakteristik haben vorne einen engeren Einsprechbereich, dafür nehmen sie auch circa ein Viertel so laut von hinten auf.

Der Einsatz dieser Charakteristik macht Sinn bei eng zusammen liegenden Instrumenten wie etwa den Schlagzeug-Toms. Bei der Verwendung als Gesangsmikrofon sollte man immer berücksichtigen, dass der Bühnenmonitor zur Feedback-Falle werden kann. Die Lautstärke der Monitore sollte nach Möglichkeit nicht zu hoch eingestellt werden, da dadurch eine höhere Rückkopplungsgefahr entsteht. Die optimale Position für Ihr jeweiliges Gesangsmikrofon seht ihr in der linken Spalte in Grafik 4.

Richtige Lautsprecherposition wählen

Allein für das Thema Lautsprecherauswahl und Positionierung böte sich ein eigener Workshop an, deshalb hier nur kurz zusammengefasst die wichtigsten Tipps: Sucht die günstigste Position für Ihre PA-Boxen. Bassboxen sollen dabei immer unten am Boden stehen und die Hochtonboxen – wenn möglich – direkt darüber. Beachtet, dass die Unterkante der Hochtonboxen immer in Kopfhöhe Ihres Publikums oder darüber sein sollte, sonst benötigen die ersten Reihen dringend Ohrstöpsel, während weiter hinten nur noch dumpfer Sound zu hören ist.

Falls die Aufstellhöhe für die Mittel- und Hoch­töner zu gering ist, stellt die Boxen auf die Bühne oder verwendet Distanzstangen oder Lautsprecherstative – zum Beispiel für den Fall, dass ihr ohne oder mit nur einem Subwoofer ar­beitet. Stellt die linke und rechte PA-Boxen-Kombination nur so weit auseinander wie nötig, der Sound wird dadurch kompakter.

Achtet darauf, dass die PA-Boxen der Hauptanlage möglichst nicht hinter den Mikrofonen stehen, weil sonst bei höheren Lautstärken Rückkopplungspfeifen zu erwarten ist. Je ein Beispiel für falsch aufgebaute Boxen und für eine bewährte PA-Aufstellung zeigen Ihnen die Skizzen in Grafik 5.

Standort des Mischpults

Meist arbeiten kleinere Bands und Entertainer ohne eigenen Tontechniker. Deswegen sollte das Mischpult möglichst nah auf der Bühne stehen, damit man immer schnell Zugriff hat. Leider ist diese Position zum Abhören der Anlage nicht die günstigste, da die Boxen nach vorne zum Publikum abstrahlen. Hier hilft entweder eine zweite Person beim Soundcheck oder stetes Wandern zwischen Bühnen und Publikumsbereich.

Falls man einen separaten Tontechniker hat, dann wird das Mischpult in der Regel vor der Bühne auf Publikumsniveau aufgestellt. Dabei ist eine sehr gute Position in der Mitte des Publikums, sodass sich zwischen den Boxen und dem Mischpult idealerweise ein gleichseitiges Dreieck ergibt. Eine Mischpultposition seitlich oder hinten an der Wand sollte vermieden werden, weil das Klangbild hier nur sehr schwer zu beurteilen ist.

Die ungünstigste Position und ein No-Go ist über den Köpfen des Publikums, z.B. auf einem Balkon oder Podest. Hier bekommt der Tontechniker mehr Höhen als das Publikum ab, während sich unerwünschte Bass­frequenzen und Reflexionen unterhalb aufbauen können, die durch das Material des Podests erzeugt werden.

Den vollständigen, ausführlichen Workshop lest ihr in Tastenwelt 6/2020  – die Ausgabe könnt ihr gleich hier im Shop bestellen!


Text: Markus Schmittinger


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