Die fliegende Sternwarte SOFIA über Deutschland

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Die fliegende Sternwarte SOFIA über Deutschland - Die Boeing 747 SOFIA der NASA und DLR fliegt über Deutschland

Am 4. Februar 2021 landete SOFIA, das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie um 15:29 Uhr auf der Runway 14L des Flughafens Köln/Bonn. Die fliegende Sternwarte der DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrtagentur) und der NASA (Nationale Aeronautik- und Raumfahrtbehörde), absolvierte bis zum 16. März wissenschaftliche Beobachtungsflüge des Nachthimmels von Europa.
Die Boeing 747SP (Kennung N747NA), die extra für die Infrarot Astronomie umgebaut wurde, ist mit einem 2,7-Meter-Teleskop für astronomische Beobachtungen ausgestattet. Heimatflughafen ist der NASA Stützpunkt in Palmdale (Kalifornien). Die Boeing 747SP der NASA ist eine stark modifizierte Version der Boeing 747, wobei das SP für Special Performance steht. Vier aktive Boeing 747SP gibt es noch. Hierbei handelt es sich um eine Langstreckenversion mit einer Reichweite von 12 300 Kilometern. Der Rumpf ist vierzehn Meter kürzer als bei der klassischen Boeing 747.

44 Jahre auf dem Buckel

Fast zehn Jahre dauerte der Umbau des früheren Pan Am-Flugzeugs, das in diesem Jahr schon 44 Jahre auf dem Buckel hat. Für die Beobachtungsflüge wird auf der linken Rumpfseite im Heck ein Riesentor (5,5 Meter mal 4,1 Meter) geöffnet. Das Teleskop wiegt 15400 kg, sein Glaskeramik-Spiegel misst 2,7 Meter. Die Flüge finden in der Nacht in einer Höhe zwischen zwölf und vierzehn Kilometern statt. Astronomen interessieren sich für das infrarote Licht aus dem All. Auf der Oberfläche der Erde ist es wegen der Luftfeuchtigkeit und dem Wasserdampf nur sehr eingeschränkt zu empfangen. In einer Flughöhe von vierzehn Kilometern sieht es dagegen völlig anders aus. Hier ist die Luft sehr dünn und kalt. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr gering, lässt man doch über 99 Prozent des Wasserdampfs unter sich. Somit ist der Weg frei für die Beobachtung der Infrarot-Strahlung aus der kosmischen Nachbarschaft und aus den fernen Regionen des Universums.



Das Stra­to­sphä­ren-Ob­ser­va­to­ri­um für In­fra­rot-Astro­no­mie SO­FIA im Anflug auf den Flughafen Köln.

Foto: Jürgen Moll


Zehn Stunden pro Beobachtungsflug

Durchschnittlich dauerte jeder Flug zehn Stunden. Bis die Boeing 747SP auf ihre Flughöhe von rund 13 000 Meter gestiegen ist, verging schon eine ganze Stunde. Auch für den Abstieg aus der Höhe rechneten die Flugplaner mit einer weiteren Stunde. Somit blieben acht Stunden Beobachtungszeit pro Flug. Geflogen wurde in der Nacht. Das Sonnenlicht hätte gestört, denn schließlich wollte man in das Weltall schauen. Die 20 Flüge fanden auf genau vorher berechneten Flugbahnen statt, damit die zu beobachtenden Objekte möglichst lange fixiert werden konnten.  Die NASA finanziert das Flugzeug und die Messkampagnen von SOFIA zu 80 Prozent, 20 Prozent steuert das DLR bei.

Nach Beendigung der Forschung von Deutschland aus und der Rückkehr in die USA ist für die nächste Mission geplant, die Wasservorkommen auf dem Mond mit Hilfe des Teleskops von SOFIA zu kartieren.

Autor: Jürgen Moll

Mehr Informationen zu der Mission und viele weitere, innovative Themen aus der Luftfahrt finden Sie in der FliegerRevue 04/2021!


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