Fest verwurzelt – John Fred Young von Black Stone Cherry

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2021-01-17 14:03:00 / Musiker News & Infos
Fest verwurzelt – John Fred Young von Black Stone Cherry - Fest verwurzelt – John Fred Young von Black Stone Cherry

Eine Konstante im bleischweren Southern Rock von Black Stone Cherry ist die tiefe Heimatliebe der vier Jungs vom Lande, die seit der Gründung im Jahr 2001 stets zusammengehalten haben. Das neue Album „The Human Condition“ entstand im eigenen Studio tief in den Wäldern Kentuckys.
Drummer John Fred Young über „Home-Recording“ unter Freunden.

Als ich prompt nach dem Eintippen der Handynummer John Fred in der Leitung habe, begrüßt er mich mit munterer Stimme und unverkennbarem Südstaaten-Dialekt. Von Lagerkoller angesichts der anhaltenden Corona-Isolierung keine Spur! Im Gegenteil: Der Drummer erweist sich schnell als freundlicher, aufgeweckter und redseliger Kerl, der sich nicht lumpen lässt und direkt die Rolle des Fragenden an sich reißt – mit aufrichtigem Interesse.

JF: Wie ist denn die Lage bei euch in Deutschland? Erzähl mal! Man verfolgt ja die Nachrichten und so, aber wir
können uns nicht immer sicher sein über das, was die da so berichten.

DH: Danke der Nachfrage. Im Moment entspannt es sich etwas, weil die Infektionskurve wieder abgeflacht ist. Man darf eingeschränkt auch noch Leute treffen. Aber in der Eventbranche läuft seit Monaten so gut wie gar nichts. Ich vermute, bei euch ist die Lage noch gravierender?

JF: Bei uns gibt es immer noch viele Restriktionen. Viele Leute gehen zwar wieder zur Arbeit und die Kinder in die Schule, aber in der Unterhaltungs- und Veranstaltungsbranche läuft auch hier nur sehr wenig. Es gibt jetzt diese Drive-In-Konzerte. Tatsächlich geben wir sogar morgen Abend unser diesjähriges Heimspiel in Glasgow, Kentucky. Normalerweise geben wir alle zwei Jahre ein lokales Benefizkonzert in einem Schauspielhaus. Dieses Jahr machen wir es draußen in Form eines „pod-style“-Konzerts. Da stehen die Leute in Gruppen von maximal sechs Leuten auf je einer eigenen kleinen Parzelle. Ehrlich gesagt: Ich bin mir nicht sicher, ob das viel bringt, weil die Leute dann ihre Freunde in ihren Bereich einladen. Hoffentlich sind alle klug und tragen Masken und halten Abstand. Trotzdem besser als gar kein Konzert! Ich habe das Gefühl, die Leute verzehren sich förmlich nach Musik!

DH: Jede mögliche Form von Live-Event wird natürlich gern angenommen. Aber auch neue Studio-Musik sorgt für Lichtblicke in dieser tristen Zeit. Da kommt euer neues Album „The Human Condition“ wie gerufen.

JF: Wir hatten ein Riesenglück mit dem Album, weil wir – ohne es zu wissen – gerade rechtzeitig ins Studio gegangen sind. Wir haben im Februar und März im Monocle Studio, das unserem Bassisten Jon (Lawhon) gehört, aufgenommen. Das liegt in der Nähe des kleinen Örtchens Sulphur Well, Kentucky, ganz in der Nähe von hier. Es ist wirklich mitten im Wald. Die Zeit, als die Pandemie ihren Lauf nahm, verbrachten wir also zusammen mit unserer Crew in diesem abgeschiedenen Häuschen auf dem Land. Wir hatten aber Glück, dass wir gut vorankamen. Zwei Tage nachdem wir das Album fertiggestellt haben, hat der Bundesstaat den Lockdown verhängt!

DH: Habt ihr überhaupt mitbekommen, was vor sich geht?

JF: Wir haben die Nachrichten verfolgt und viel mit unseren Familien telefoniert, waren also informiert. Anfangs wirkte alles chaotisch und es war unklar, was daraus werden würde. Wir saßen ja in unserer lauschigen Hütte im stillen Wäldchen und die Berichte erschienen uns fast unwirklich. Uns kam es vor wie in einem Katastrophenfilm oder in der Zombie-Apokalypse (gluckst). Jetzt haben wir uns daran gewöhnt, dass die Pandemie unser Leben bestimmt. Hoffentlich kommen wir bald darüber hinweg...


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Fotos: Mike Rodway


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