Jagdflieger Clostermann gegen Focke-Wulf "Langnase"

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2020-03-25 13:39:00 / Luftfahrt News & Infos
Jagdflieger Clostermann gegen Focke-Wulf "Langnase" - Jagdflieger Clostermann gegen Focke-Wulf "Langnase"

In Frankreich ist das Fliegerass des Zweiten Weltkriegs, Pierre Clostermann (1921 bis 2006), eine Legende. Nach der Niederlage seines Heimatlandes gegen Deutschland 1940 ging der Jagdflieger nach England zur Royal Air Force, wo er bis 1945 weiter flog. Insgesamt erzielte er 33 Luftsiege und ist damit der erfolgreichste Pilot Frankreichs.
In seinen Erinnerungen widmet er ein eigenes Kapitel seiner Begegnung mit deutschen Jagdflugzeugen vom Typ Focke-Wulf Fw 190 D-9, der sogenannten Langnase. Diesen Spitznamen erhielt das Flugzeug von Freund und Feind, weil hier die Verwendung eines langen Reihenmotors das sonst durch einen Sternmotor eher bullige Aussehen verändert hatte.

20. April 1945
Pierre Clostermann fliegt eine Hawker Tempest und ist Kommandeur der No. 3. Squadron. Am späten Nachmittag wird er noch zu einer Patrouille vom ehemaligen Luftwaffen-Flugplatz Rheine aus losgeschickt. Die Squadron startet um 19.36 Uhr. Es geht in Richtung Hamburg und als es dunkler wird wieder zurück. Gegen 20.30 Uhr setzt heftiger Regen ein und die Sicht ist sehr schlecht. In niedriger Höhe überfliegt Clostermann mit seinen Kameraden einen britischen Panzerverband und wird prompt, trotz geschossenem Erkennungszeichen mit Leuchtkugeln, von der britischen Flak beschossen. Während er versucht, dem Flakfeuer zu entkommen, zischen auf einmal Leuchtspuren an seinem Cockpit vorbei - deutsche Jäger!
„… läßt mich ein guter Instinkt noch einmal den Kopf drehen. Da taucht ein Dutzend Focke-Wulf in eng geschlossener Formation aus den Wolken hervor … Die Focke-Wulf, wundervolle Langnasen mit weißer Spirale auf der schwarzen Propellerhaube - kurven nach allen Seiten weg.“
Im sich entspannenden engen Kurvenkampf in niedriger Höhe bekommt die Tempest von Pierre Clostermann mehrere Treffer ab. Kurzzeitig brennt es im Cockpit. Es wird immer dunkler als Clostermann sich etwa 200 Meter hinter eine Langnase setzen kann. Der Luftwaffenpilot versucht erst nach rechts wegzudrehen, bricht dann aber ab und versucht es nach links - ein Fehler, da sein Flugzeug jetzt Geschwindigkeit verloren hat. Clostermann erzielt Treffer im Rumpf und in den Flügeln. Trümmerteile der Langnase treffen auf Clostermanns Tempest. Dann wirft der deutsche Pilot die Cockpithaube der Langnase ab, er will abspringen. Er richtet sich im Cockpit auf, doch der Fahrtwind der abstürzenden Maschine hält ihn im Flugzeug fest. Er schlägt mit seinem Flugzeug auf dem Boden auf.Clostermanns Motor hat etwas abbekommen, die Temperatur steigt und die Leistung lässt etwas nach. Da entdeckt Clostermann eine einzelne Focke-Wulf Langnase, die sich im Tiefflug in Richtung Bremen absetzen will. Über dem Hafen erreicht er das Luftwaffenflugzeug, kann einige Treffer anbringen, bevor er vor sechs einkurvenden Langnasen die Flucht ergreifen muss. Er sieht noch, wie die von ihm beschossene Maschine auf einer sumpfigen Wiese eine Bauchlandung hinlegt. Später wird er erfahren, dass der Pilot verwundet wurde und beim Transport ins Krankenhaus starb.

Pierre Clostermann muss seine beschädigte Tempest in Rheine auf dem Bauch landen, übersteht dies aber mit einem Schrecken, den er bei einem Drink an der Bar schnell überwindet. Nach Kriegsende hätte das Schicksal Pierre Clostermann beinahe doch noch erwischt. Beim Paradeflug des Geschwaders zur Siegesfeier, wird seine Tempest von einer anderen Maschine gerammt. Insgesamt stürzen vier Flugzeuge ab, Clostermann kann sich mit dem Fallschirm retten. Er quittiert im Herbst 1945 den Dienst bei der Royal Air Force, geht nach Paris und startet eine Karriere als Geschäftsmann.

Die Entstehung der Focke-Wulf Langnase, die von deutschen Piloten und Gegnern für das beste Propeller-Jagdflugzeug der Luftwaffe gehalten wurde, ihre Technik und die Einsätze werden ausführlich in der FliegerRevueX Nummer 82 beschrieben.


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