Moog hat bei der Konzeption von Mother-32, Subharmonicon und DFAM wirklich gute Arbeit geleistet. Alle drei Geräte können unabhängig genutzt, aber auch in jeder beliebigen Kombination als Moog Music Studio eingesetzt werden. Darüber hinaus ergänzen sich alle drei Einheiten auch funktional zu einem ambitionierten analogen Musikstudio.
Zum Test stand uns die Kombination aus DFAM und Subharmonicon zur Verfügung, es hätte aber auch ein Bundle aus Mother-32 und DFAM sein können.
Mein Verständnis von „Bundle“ war bisher, dass man dies etwas preiswerter macht als die Summe aller Einzelteile. Nicht so Moog, hier scheint man mit gleichem Selbstbewusstsein an die Preisfindung heranzugehen, wie es zum Beispiel Apple macht: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Der Straßenpreis des hier vorgestellten Bundles liegt bei 1444 Euro. Kauft man beide Geräte einzeln, dann liegt man bei 1364 Euro. Ausgeglichen wird dies durch ein einfaches Metall-Rack für zwei Geräte, eine Tüte Patch-Kabel plus Halterung und einen analogen Audio-Summierer, den ich persönlich nicht brauche. Dazu kommt noch Merchandise. Also geschenkt, das gleicht sich aus (bis vor Kurzem war die Preisdifferenz deutlich größer).
Übersicht
Sowohl DFAM als auch das Subharmonicon werden ganz normal in ihrem eigenen Chassis mit den dazugehörigen Netzteilen geliefert. Vereinfachen lässt sich die Stromversorgung durch den Summierer, der nicht nur Audio (4 × Klinke-in 6,3 mm; 1 × Miniklinke-out 3,5 mm, Stereo) mischt, sondern auch den beiden Modulen über die mitgelieferten Kabel die Netzspannung zuführt. Summierer und Module werden dann über ein einziges Netzteil versorgt. Wer will, der kann auch DFAM und Subharmonicon aus dem Chassis nehmen und direkt ins Eurorack geben. Hat man dies im Sinn, sollte man vom Bundle absehen, weil dann das ganze Zubehör inklusive Mini-Rack nicht gebraucht wird.
Das Bundle kommt sorgfältig verpackt in einem Karton, wobei die Konfiguration etwa 30 bis 45 Minuten in Anspruch nimmt. Beide Module sind nicht neu auf dem Markt und auch vielen Usern bekannt, sodass ich nicht zu tief ins Detail gehen möchte
Baustein 1: Der DFAM
Der ungewöhnliche Name steht für „Drummer From Another Mother“, was darauf hindeutet, dass es sich um ein Drum-Modul handelt. Bei einem derartigen Gerät definiert man besser zuerst, was der DFAM nicht ist: Er ist kein Drumcomputer à la TR-808 und Konsorten. Er ist auch kein achtstimmiges Drum-Modul mit gesampelten Drumsounds. Er hat keinen Pattern-Speicher und keine vorgefertigten Klangfarben. Ja, was ist er denn? Im Prinzip haben wir es hier mit einem monophonen, analogen und semi-modularen Synthesizer zu tun, dessen Parameter so ausgelegt sind, dass man damit schnell Drum- und Drum-ähnliche analoge Klangfarben erzeugt. Und damit der DFAM auch rhythmische Patterns abfeuern kann, gibt es obendrauf einen Acht-Step-Sequenzer für Grooves oder Tonfolgen.
Auf der rechten Seite ist ein gut dimensioniertes Patch-Feld platziert, womit man die einzelnen Sektionen des DFAM nach Wunsch konfigurieren kann. Der DFAM ist semi-modular, also können wir starten, ohne ein einziges Patch-Kabel stecken zu müssen. So sollte man bei der ersten Erkundungsfahrt mit dem analogen Trommler auch herangehen.
Die Tonerzeugung
Wie eingangs erwähnt, hier ist alles klassisch analog. Für die Tonerzeugung stehen zwei VCOs und ein Rauschgenerator (white noise) bereit. Statt letzterem kann man auch ein externes Signal hinzunehmen. Beide VCOs sind von „Low“ bis oberhalb des Hörbereichs stufenlos durchstimmbar. Feste Fußlagen gibt es hier nicht. Das ist auch nicht weiter schlimm, da man hier weniger chromatisch stimmen wird, sondern eher den Klangcharakter eines Drumsounds bestimmt. Will sagen: Für eine Bassdrum geht man weiter nach unten, für eine Tom stimmt man den VCO etwas höher. An Schwingungsformen gibt es wahlweise Rechteck oder Dreieck. Ganz entscheidend für den Klangcharakter an dieser Stelle ist der Pitch-Hüllkurvengenerator, der eigentlich nur aus einem regelbaren Decay besteht. Das lässt sich zum Beispiel zur Erzeugung von Tom-Sounds (das typische „Oing“) verwenden.
Hard Sync und Cross-Modulation verleihen dem Drumsound metallische und aggressive Noten. Dies wird man eher nutzen, als zwei VCOs zu doppeln, denn dafür klingt ein Moog-VCO schon fett genug. Danach münden die drei Elemente in den Moog-typischen „Mixer“, der die Laustärkeanteile bestimmt, und schließlich das Filter. Der DFAM glänzt mit dem klassischen 24 dB-Moog-Ladder-Filter mit regelbarem Cutoff und Resonance (wahlweise Low-/High-Pass).
Auch hier besteht der regelbare Hüllkurvenbereich wie auch beim VCA nur aus einem Decay-Regler. Damit bestimmt man, wie kurz oder lang ein Sound klingen soll. Das reicht von sehr, sehr kurzen perkussiven Spitzen bis hin zu einem längeren Ausschwingverhalten.
Die Wirkung der Hüllkurve auf den Filter lässt sich wie immer bei Moog über einen Amount-Regler festlegen. Eine Besonderheit hat das Filter noch zu bieten: Es gibt eine regelbare Filter-Modulation durch den Rauschgenerator. Das fügt dem Klang Lo-Fi-artige Nebengeräusche hinzu. Passt wunderbar in das klangliche Gesamtkonzept.
Der Sequenzer
Acht Steps, nicht mehr und nicht weniger. Das ist minimalistisch, aber auch so gewollt. Je Step stehen zwei Potis für die Parametereinstellung zur Verfügung. Default-mäßig wirkt die Reihe 1 auf Pitch (wahlweise auf einen oder beide VCOs) und die Reihe 2 auf Velocity, sprich Lautstärke des einzelnen Steps. Der Regelweg der kleinen Potis ist ziemlich groß, sodass man etwas Fingerspitzengefühl benötigt, um eine gewünschte Einstellung zu finden. Auch wird dadurch eine Reproduktion einer früheren Einstellung nicht unbedingt erleichtert.
Natürlich können wir mit der Pitch-Reihe auch eine Tonfolge erzeugen, doch eher werden wir hiermit die Instrumente unseres Drum-Grooves definieren. Klar ist, dass wir in einem Durchlauf von acht Steps nur bis zu acht „verschiedene“ Instrumente generieren können, die natürlich nicht gleichzeitig genutzt werden können. Das klingt nach sehr wenig, ist es auch – aber es funktioniert. Die Sequenz lebt davon, in welcher Weise der User live in das Geschehen eingreift. Das schafft, manchmal auch zufällig, völlig neue Strukturen. Trotzdem, eine dritte Reihe für weitere Modulationen oder Ähnliches hätte ich als hilfreich empfunden. Die acht Steps müssen nicht im Gleichschritt durchlaufen, das wäre ein wenig monoton. Rhythmisieren lässt sich das Pattern zum Beispiel über Velocity, womit man auch einen Step komplett ausblenden kann, oder aber mit einer Tempomodulation über beispielsweise die Velocity-Reihe, wofür nur ein einziges Patch-Kabel verwendet werden muss. Je nach Position der Drehregler ändert sich die Geschwindigkeit von Step zu Step. Auch hier entstehen oft zufällig die verrücktesten Muster. Das ist aber das, was den DFAM ausmacht.
Die Patchbay
Auf der rechten Seite befindet sich die Patchbay mit 24 Patch-Punkten, davon neun Aus- und 15 Eingänge. MIDI ist allerdings nicht dabei.
Hier lassen sich interne wie externe Verknüpfungen vornehmen und auch die Default-mäßigen Verbindungen der beiden Sequenzer-Reihen auf andere Bereiche, wie Filter-Cutoff, Decay-Verhalten oder Noise-Level ausdehnen. Über CV und Trigger kann der DFAM auch als Synthesizer über eine externe Tastatur angesteuert werden.
Der Klang des DFAM
Was soll man sagen, er klingt wie ein Moog-Synthesizer. Dabei erzeugt er auch im unteren Bereich einen ziemlichen „Wumms“, der viele Bassdrum-Klänge ermöglicht. Es klingt analog, wie man auch Drumsounds mit anderen monophonen analogen Synthesizern generieren kann. Das Decay ist so kurz einstellbar, dass auch die knackigsten Sounds erzeugt werden können. Der Rauschgenerator sorgt für das Blech und die Snare.
Wird der DFAM gestartet, wippt der Fuß sofort mit. Es entsteht stets ein wirklich mitreißender Groove.
Baustein 2: Das Subharmonicon
Der zweite Baustein des Moog Sound Studio ist ganz anders und doch so gleich. Die Moog-DNA ist nicht zu verkennen. Sowohl von der Bedienung, der Optik und auch vom Sound. Alles bleibt sehr im gleichen Look – und das ist auch gut so.
Wie das Moog Sound Studio im Test abgeschnitten hat, lest ihr in der KEYS 10/2021
Text & Fotos: Gerald Dellmann