Taylor Builder’s Edition 324ce
Fast jede Gitarrenmanufaktur pflegt eine Sonderserie mit besonders hochwertig ausgestatten Gitarren. Bei Taylor ist dies die Builder’s Edition (BE). Als Grundlage dienen Standardmodelle, die mit High-End-Zutaten zu außergewöhnlichen Instrumenten veredelt werden. Diese Veredelung betrifft aber keineswegs nur die Optik, vor allem Spielgefühl und Klang stehen im Fokus des Tunings.
Esche aus der Stadt
Die Builder’s Edition der 324ce wartet bereits an dieser Stelle mit einer Besonderheit auf. Für Boden und Zargen verwendet man nämlich anstelle von Blackwood ein Holz, das Taylor unter dem Namen „Urban Ash“, zu Deutsch „Stadt- Esche“, als Warenzeichen eintragen ließ. Bob Taylor ist schon seit vielen Jahren ein Vorreiter nachhaltiger Holzbeschaffung. Ausdruck hierfür sind unter anderem ein eigenes Ebenholz- Sägewerk in Kamerun, das für eine effektive und nachhaltige Gewinnung und Verarbeitung dieses Holzes sorgt sowie ein Werk in Hawaii, das Koa-Holz aus kranken und missgebildeten Bäumen requiriert. Das Griffbrett der BE 324ce stammt denn auch aus dem Taylor-Werk in Kamerun. Irgendwann ist den Jungs bei Taylor aufgefallen, dass in amerikanischen Großstädten oftmals Eschen zur Stadtbegrünung gepflanzt werden. Wenn diese Bäume zu groß oder krank werden, oder wenn sie einer Bebauung weichen müssen, werden sie oft zu Hackschnitzeln verarbeitet. Viel zu schade, meint Andy Powers, immerhin eignet sich Esche sehr gut als Tonholz und besitzt laut Andy ähnlichen Klangeigenschaften wie Mahagoni. Das Eschen- holz für die aktuelle BE 324ce Charge stammt übrigens aus San Bernardino.
Text: Dr. Hans Joachim Schäfer
Interview mit Taylor-Gitarrenbaumeister Andy Powers
Wie und wer kam auf die Idee, Holz nicht aus dem Wald, sondern aus der Stadt im Gitarrenbau einzusetzen?
Ehrlich gesagt war diese Idee das Resultat paralleler Überlegungen seitens Bob (Taylor), Scott (Paul) und mir. Wir hatten ähnliche Gedankengänge, die aus unterschiedlichen Richtungen zusammenkamen. Also haben wir angefangen, zusammenzuarbeiten.
Wie alt sind die Bäume durchschnittlich?
Ganz überwiegend wurden die Eschen, die wir nutzen, von den späten 1940er bis in die 1960er gepflanzt. Während der Bauphase in Südkalifornien nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Bäume ebenfalls ge- pflanzt. Die ältesten Bäume sind also auch schon rund 70 Jahre alt.
Wenn man „Urban Ash“ im Sägewerk zu Tonholz schneidet, auf was muss man achten? Gibt es Besonderheiten?
Esche hat im Allgemeinen eine recht große Bandbreite, was ihre Eigenschaften angeht. Das hängt vor allem davon ab, über welche Unterart und welchen Wuchsstandort wir sprechen. Das reicht von der harten Esche, die in nördlichen Regionen wächst und zur Herstellung von Baseball-Schlägern oder Axt- und Hammerstielen hergenommen wird, bis hin zur super-leichten „Swamp Ash“ aus dem Süden, aus der wir gerne E-Gitarren bauen. Unsere Eschen liegen irgendwo in der Mitte dieser beiden Extreme. Aber auch hier gibt es typische Merkmale, abhängig vom Standort. Typischerweise haben diese „Stadt-Bäume“ viele verwachsene Astlöcher was schlicht daherrührt, dass die tieferliegenden Äste der jungen Bäume abgeschnitten wurden, um die Fahrbahnen freizuhalten. Und dann gibt es noch „verborgene Schätze“ im Holz, wie Nägel oder Klammern, die benutzt wurden, um Plakate mit vermissten Haustieren, Konzertankün- digungen oder änlichem an den Baum zu tackern. Es ist nicht so cool, wenn man da reinsägt. Inzwischen benutzen wir Metalldetektoren, um den Verschleiß an Sägeblättern im Zaum zu halten. Manchmal beißen Bäume zurück. (lacht)
Text: Stephan Hildebrand
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Fotos: Taylor Guitars