Rolls-Royce und Tecnam bauen das elektrische Verkehrsflugzeug PVolt

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Rolls-Royce und Tecnam bauen das elektrische Verkehrsflugzeug PVolt - Rolls-Royce und Tecnam bauen PVolt

Die auf den Bau von Leichtflugzeugen spezialisierte italienische Firma Costruzione Aeronautiche Tecnam und Rolls-Royce entwickeln ein Commuter-Flugzeug mit Elektroantrieb, das bereits 2026 bei der norwegischen Regionalfluggesellschaft Widerøe in Betrieb gehen soll.

Know-How bei Elektroflugzeugen

Vor der Corona-Pandemie bot Widerøe täglich rund 400 Flüge zwischen 44 Städten, 74 Prozent davon über Distanzen von weniger als 275 Kilometern. Befördert wurden rund 2,8 Millionen Passagiere im Jahr. Die Flotte besteht aus 40 Turboprops Dash 8 aller Baureihen von De Havilland Canada sowie drei E190E2-Regionaljets von Embraer. Bereits 2019 hatte die Fluggesellschaft mit Rolls-Royce ein gemeinsames Forschungsprogramm zur Entwicklung von Konzepten für elektrische Flugzeuge gestartet. Ziel war es, die norwegische Ambition zu realisieren, bis 2030 die ersten Flugzeuge mit Elektroantrieb auf Inlandsstrecken einzusetzen und bis 2040 die Emissionen des Regionalluftverkehrs um 80 Prozent zu reduzieren. Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit Tecnam und dem österreichischen Motorenhersteller Rotax hat Rolls-Royce bereits seit 2018 das hybrid-elektrische Antriebssystem H3PS entwickelt. Es wird seit 2020 an einer viersitzigen Tecnam P2010 erprobt.


Die P-Volt von Tecnam und Rolls-Royce soll 2026 bei Widerøe den Betrieb aufnehmen.

Foto: Rolls-Royce


Das zweimotorige, vollelektrische Flugzeug P-Volt soll auf Basis der elfsitzigen P2012 Traveller von Tecnam entstehen, die unter anderem bei der amerikanischen Cape Air und bei Zil Air auf den Seychellen im Dienst steht. „Norwegens umfangreiches Netzwerk von Flughäfen, die für kurze Starts und Landungen optimiert sind, ist ideal für Null-Emissions-Technologien. Dieses Flugzeug zeigt, wie schnell neue Technologie entwickelt werden kann und tatsächlich entwickelt wird. Wir sind mit unserem Ziel, um 2025 mit null Emissionen zu fliegen, auf dem richtigen Weg“, so Widerøe-CEO Stein Nilsen. „Wir sind hocherfreut, dass uns die Rolle als Erstbetreiber angeboten wurde, aber auch bescheiden angesichts der Herausforderungen, die damit verbunden sind, das erste emissionsfreie Flugzeug der Welt in Betrieb zu nehmen“, sagte Andreas Aks, Chief Strategy Officer der Fluggesellschaft.

Rolls-Royce will Markführer werden

„Es ist unglaublich, das Interesse rund um die P-Volt zu sehen“, erklärte Fabio Russo, Chief Project R&D and Product Development von Tecnam. „Zu den Interessenten zählen nicht nur regionale Fluggesellschaften, sondern auch Unternehmen, die auf smarte Mobilitätskonzepte setzen.“ Das Projekt unterstreiche auch die Ambitionen von Rolls-Royce, der führende Anbieter von voll- und hybridelektrischen Antriebssystemen für eine ganze Reihe von Luftfahrtmärkten zu sein, betonte Rob Watson, Direktor von Rolls-Royce Electrical.

Wie berichtet, arbeitet auch der Münchner Hersteller Skylax an einem zehnsitzigen Elektroflugzeug, mit dem FLN Frisia-Luftverkehr frühestens ab 2027 ihre Britten-Norman Islander im Verkehr zu den Ostfriesischen Inseln ablösen möchte (FliegerRevue 12/2019). Schneller geht es mit dem Umbau bestehender Modelle. Bereits im Dezember 2019 startete in Vancouver eine auf Elektromotoren umgerüstete 63 Jahre alte de Havilland Canada DHC-2 Beaver der Harbour Air zu ihrem zweiten Jungfernflug (FliegerRevue 2/2020). Und in Großbritannien arbeitet ein Konsortium um Cranfield Aerospace und Rolls-Royce daran, die Islander im Inselverkehr der schottischen Loganair ebenfalls auf Elektromotoren umzurüsten (FliegerRevue 1/2019).

Mehr zum Thema Elektrofliegerei und anderen innovativen Luftfahrt-Themen in der FliegerRevue 05/2021!

Autor: Rainer W. During


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