Recordings im MS-Verfahren

PPVMEDIEN GmbH
2021-11-12 09:33:00 / Musiker News & Infos
Recordings im MS-Verfahren -

Die Mid/Side-Mikrofonierung ist ein Verfahren der Intensitäts-Stereophonie, bei der die Richtungslokalisation durch Pegeldifferenzen entsteht. Diese Technik kann in bestimmten Aufnahmesituationen Vorteile bieten. Wir geben euch eine Einführung.

Sobald wir das Thema „Aufnahme“ ansprechen, denkt man meist an das Szenario der Vocal-Aufnahme. Hier benötigen wir in der Regel nur ein einziges Mikrofon mit Nierencharakteristik. Wenn wir jedoch eine Akustikgitarre aufnehmen, kann sich das Blatt schnell wenden. Aus einem Mikrofon werden plötzlich zwei und je nach Stilistik stellt sich schnell die Frage: „Welches Mikrofonierungsverfahren wende ich an?“ Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, da es ja die verschiedensten Möglichkeiten gibt.

In diesem Artikel möchte ich euch letzteres, also das MS-Verfahren, genauer vorstellen und euch einen kleinen Einblick in die Anwendung dieser Technik geben. Neben der Erläuterung beschäftigen wir uns mit dem Einsatz des Verfahrens und den Voraussetzungen in der DAW, um es hörbar zu machen.

Grundlegendes

Die MS-Mikrofonierung ist eigentlich keine Neuheit. Sie wurde von Alan Blumlein erfunden. Diese Technik hatte er 1933 sogar patentiert und setzte sie bei einigen der ersten stereophonen Aufnahmen ein. Klären wir zunächst die Begrifflichkeiten hinter der MS-Technik von Alan Blumlein. Ein paar grundlegende Dinge: Das „M“ in „MS“ steht für „mid“ beziehungsweise „Mitte“ – hiermit ist das Mitten- oder Monosignal gemeint. Das „S“ steht für „side“ beziehungsweise „Seite“. Mit diesem Signal kann man man im Stereoverfahren die Seiten abbilden. Beim MS-Verfahren befinden sich zwei Mikrofone sehr nah beieinander. Dies erinnert an das Koinzidenzverfahren und basiert dementsprechend auch auf Pegeldifferenzen.

„M“- und „S“-Signal

Betrachten wir nochmal das „M“-Mikrofon. Hierbei arbeiten wir meist mit einer Nieren- oder einer Kugelcharakteristik. Geeignete Mikrofone hierfür gibt es wie Sand am Meer, jedoch sollte man natürlich die Klangästhetik eines jeden Mikrofons betrachten und deren Stärken und Schwächen mit einbeziehen.

Für das „S“-Mikrofon benötigen wir zwingend die Richtcharakteristik „Acht“. Hiermit bilden wir dann die Seiten ab. Wichtig ist, dass die Seite mit der positiven Polarität (0°) nach links zeigt. Wir benötigen also dementsprechend ein Mikrofon, bei dem wir die Richtcharakteristik verändern können.

Einsatzmöglichkeiten

Die MS-Mikrofonierung ist eine sehr gute Methode, wenn es um nahezu hervorragende Lokalisation von Signalen geht. Sie kommt auch beim Rundfunk sehr häufig zum Einsatz. Das liegt daran, dass MS-Aufnahmen eine sehr gute Monokompatibilität aufweisen. MS ist aber auch für Studioaufnahmen und Live-Recordings eine sehr beliebte Technik.

Nehmen wir an, wir möchten eine Schallquelle innerhalb eines Raumes exakt so abbilden, wie sie für einen Menschen an einer bestimmten Position tatsächlich zu hören wäre. Beispielsweise eine Akustikgitarre, welche sich ganz rechts innerhalb eines Raumes befindet. Hier eignet sich das MS-Verfahren unter der Bedingung, dass wir das Seitenverhältnis in der Lautstärke korrekt einstellen, sehr gut. Das Verfahren ist darüber hinaus äußerst flexibel und deshalb vielfältig einsetzbar. Durch bestimmte Stative oder gar Halterungen lässt sich die Methode auch sehr platzsparend anwenden.

Bei dem duplizierten Seitensignal drehen wir die Phase um 180°.

Wie bereits erwähnt, ist für das Mittenmikrofon auch eine Kugelcharakteristik anwendbar. Wenn wir diese verwenden, wird ein größerer Anteil des vom Raum zurückgeworfenen Diffusschalls zu hören sein. Hierbei spielt auch das Lautstärkeverhältnis zwischen „M“ und „S“ eine große Rolle, da das Seitensignal einen hohen Einfluss auf den Raumanteil hat. 

Grundsätzlich sollte man auch bedenken, dass die Aufnahme tiefer Frequenzen mit dem MS-Verfahren nicht vorteilhaft ist, da Achtermikrofone eine eher schlechte Aufnahmefähigkeit bezüglich tiefer Frequenzen haben.

LR-Signale in der DAW

Das Aufnehmen selbst erzeugt leider nicht sofort unser gewünschtes Ergebnis. Es gibt aber Möglichkeiten, um dies schnell zu realisieren. Hinzu kommt, dass es keine Rolle spielt, welche DAW und welches Interface ihr nutzt. Prinzipiell würde die Methode auch mit einem normalen Mischpult funktionieren, wie wir in den folgenden Schritten sehen:

Ihr habt bereits beide Mikrofone aufgestellt und müsstet jetzt in der DAW zwei Spuren vorliegen haben – 1 × Monomikrofon und 1 × Seitenmikrofon.

Den kompletten Workshop lest ihr im Recording Magazin 1/2022!

Fotos & Text: Daniel Bräutigam, https://cherrystudio.de


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