Wie geht das? – PA-Systeme

PPVMEDIEN GmbH
2018-05-07 12:33:00 / Musiker News & Infos

PA-System

Wir erklären im "Wie geht das?"-Workshop, Welches PA-System für welche Anforderungen genau passt.

Bei PA-Lautsprechersystemen, spannt sich der Bogen von der kleinsten Kompakt-Säulen-PA, bis hin zur großen Line-Array-PA. Welches PA-System für euch und eure individuellen Anforderungen genau passt, ist bei dem Überangebot oft nur schwer zu erkennen.
In diesem „Wie geht das?“-Workshop, soll euch ein kompakter technischer Überblick gegeben werden, der euch bei Entscheidungen und bei der Auswahl eurer PA, helfen soll.

Durch den verstärkten Einsatz der digitalen Technik,­ neuen Materialien, wie zum Beispiel Neodymium und vielen neuen Entwicklungen, haben sich PA-Systeme in den letzten Jahren erheblich weiter­entwickelt, wenn auch das Ziel immer gleich geblieben ist: die klanglich optimale und möglichst naturgetreue Wiedergabe von Musik für größere Menschenmengen – innen­ sowie außen. Die Konkurrenz der Hersteller von PA-Anlagen ist groß und hat uns eine Vielfalt an Systemen ­beschert, die fast unüberschaubar geworden ist. Da viele Watts nicht immer unbedingt gleich gut heißt, möchten wir mit unserem heutigen Workshop das Dickicht etwas lichten und euch Entscheidungshilfen und Tipps bei der Anschaffung eines eigenen PA-Systems zur Verfügung stellen.

Mieten oder kaufen?

Auch wenn die Milchmädchenrechnung, dass die eigene PA sich durch die eingesparten Leihgebühren schnell amortisiert hat zu verlockend ist, solltet ihr in einem bandinternen Gespräch unbedingt einige Punkte vorher klären:
Maui 5 Go


1. Wer transportiert das gesamte System und werden durch den Transport eventuell zusätzliche Leihwagengebühren fällig?
2. Existiert in der Band das Know-How und die Bereitschaft zur Übernahme der ständigen Überprüfung und Wartung der Komponenten und der Verkabelung?
3. Seid ihr bereit, die zusätzliche Arbeitsleistung für Auf- und Abbau des Systems vor und nach jeder Show zu übernehmen oder verursacht das eventuell Kosten für Roadies?
4. Wer bedient das System, während ihr auf der Bühne eure Show abliefert? Die Kosten für einen guten Live-Mischer, der optimaler Weise euer Programm kennen sollte, können unter Umständen schnell in die dreistelligen Beträge wachsen.
5. Wie oft spielt ihr tatsächlich Auftritte, bei denen ihr verpflichtet seid, die PA- und eventuell sogar die Licht-Anlage zu stellen?
6. Ist euch bewusst, was alles zu einem kompletten PA-System gehört und wieviel dieser Kleinkram kostet?  
Mikrofone, DI-Boxen, Stative, Effektgeräte, Mischpult, Stagebox, Multicore und diverse andere Kabel, et cetera.
7. Wie groß muss das System dimensioniert sein, um die durchschnittliche Größe eurer Auftrittsorte ohne Probleme beschallen zu können?
 
 
 
LD Systems MAUI 5 mit integriertem Mixer und Bluetooth-Empfänger für Audio-Streaming.
 
 

Am besten macht ihr euch selber eine Check-Liste, in der ihr beide Szenarien bewertet und direkt gegenüberstellt – also eigene PA gegenüber Leih-System. Nicht selten hat das Leih-System dabei schnell die Nase vorne. Überhaupt, wenn ihr mit ­einem festen PA-Verleiher arbeitet und mit ihm einen Rahmenvertrag abschließt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dabei ist, dass der mitgemietete ­Mischer mit seinem Equipment bestens vertraut ist. Nach einem anstrengenden Auftritt, bei dem man 120 Prozent gegeben hat, neben der Backline auch noch das Sound-System abzubauen und zu ­verladen, ist auch nicht jedermanns Sache.

Raus aus den Kinderschuhen

Nehmen wir mal an, ihr habt euch dennoch für ein eigenes PA-System entschieden. Dann steht ihr jetzt vor der Qual der Wahl. PA-Anlagen gibt es inzwischen in allen Variationen von der kleinsten Kompakt-PA bis hin zum prozessorgesteuerten Multi-Array-System. Welche Größe und ­Stärke für euch am besten geeignet ist entscheiden euer Musikstil, die Größe eurer Band und die am häufigsten gespielten Auftrittsorte. Seid ihr DJ oder besteht eure Band beispielsweise nur aus akustischen Instrumenten und tretet ihr meist in Straßencafés, Nebenzimmern oder Hotel-Lobbys auf, reicht ­vermutlich ein Kompakt-PA-System vollkommen aus. ­Diese lassen sich leicht durch den Kauf eines zweiten, baugleichen Systems und / oder eines aktiven Subwoofers erweitern. Kompakt-PA-Systeme sind schon seit einiger Zeit den Kinderschuhen entwachsen und absolut hoch­wertig. Gerade in diesem Bereich macht die Anschaffung einer eigenen PA noch am meisten Sinn, da moderne ­Systeme meist alle Einzelkomponenten kompakt in einem Gehäuse arrangiert haben, das sich wegen des geringen Gewichts leicht transportieren lässt. Gerade in dieser PA-Klasse finden wir sehr viele Neuentwicklungen, wie zum Beispiel das Anti-Resonance Bracing (ARB) und die Multicell Transformer (MCT) Technologie von HK Audio, die den Wirkungsgrad der Lautsprecher wesentlich verbessern und die geringen Abmessungen erst ermöglichen.

Aufgeräumtes Bühnenbild

Ein weiterer, sehr beliebter Vertreter der Kategorie Kompakt-PA-Systeme sind die Säulen-PA-Systeme, bei denen eine Vielzahl von kleinen, vertikal phasengleich angeordneten Lautsprechern den Mitten- und Höhenbereich wiedergeben. Die Verwendung von Neodym statt dem klassischen Ferrit gibt den kleinen Lautsprechern die hohe Leistungs­fähigkeit bei geringen Abmessungen. Den Membranflächenverlust gleicht dabei die höhere Anzahl der Lautsprecher wieder aus. Weitere Vorteile der Säulen-PA-Systeme sind der vertikal erweiterte Abstrahlwinkel und die verbesserte Optik, da die dünnen Säulen links und rechts am Bühnen­rand kaum sichtbar sind.

Aktiv oder passiv in der Mittelklasse

Seid ihr eine Rock- oder Metal-Band und tretet in Clubs oder Hallen auf, kommt ihr mit den Kompakt-PA-Systemen wohl kaum aus. Die höheren Anforderungen an Reichweite und Lautstärke erfordern PA-Systeme der Mittelklasse, die meist aus Zwei- oder Drei-Weg-Systemen bestehen und bei denen jeder Weg seine eigenen Verstärker und Laut­sprecher hat. Grundsätzlich unterscheidet man diese Systeme nach aktiv und passiv. Bei aktiven Lautsprechersystemen sind die Verstärker mit allen DSP-Schutzschaltungen direkt in das Lautsprechergehäuse eingebaut. Handelt es sich um Lautsprecher für den Tieftonbereich, auch Subwoofer ­genannt, ist oftmals auch eine Frequenzweiche mit integriert, die nur den unteren Frequenzbereich an den Verstärker durchlässt und den oberen Frequenzbereich an einen meist als XLR-Buchse ausgelegten Signalausgang weiterleitet, Audac BASO 15 B an den dann die Mittel- und Hochton-Lautsprecher angeschlossen werden. Die Frequenz, bei der diese Splittung des gesamten Frequenzbereichs vorgenommen wird und die sich aus dem Frequenzbereich des Tiefton-Laut-sprechers ergibt, wird allgemein als Trennfrequenz bezeichnet.

 

Passiver Subwoofer: Audac BASO 15 B - 15" mit einem 15“ Bass-Lautsprecher


Passive Lautsprecher-Systeme hingegen bestehen lediglich aus den eigentlichen Lautsprechern, wobei die gesamte Signalaufbereitung und -Verstärkung extern von Geräten wie Mehrweg-Frequenzweichen, DSP-Prozessoren und Endstufen – auch Power Amps genannt – vorgenommen wird, die meist in einem 19-Zoll-Rack untergebracht sind. Auch äußerlich lassen sich aktive und passive Laut­sprecherboxen leicht an ihren Anschlüssen erkennen.

Aktive­ Systeme haben eine Buchse zum Anschluss eines Netzkabels zur Stromversorgung und fast ausschließlich XLR-Buchsen zum Anschluss und zur Weiterleitung des Audio­signals. Passive Systeme benötigen keinen Strom

anschluss und haben meist Speakon-Buchsen zum Anschluss und zur Weiterleitung des wesentlich stärkeren Lautsprechersignals der Endstufe. Auch wenn sich der Trend derzeit zu Gunsten der aktiven Lautsprechersysteme entwickelt, so haben ­beide Systemarten ihre Vor- und Nachteile, die je nach ­Anwendung im Einzelfall abgewogen werden sollten. ­Generell sind aktive Systeme leichter zu bedienen, da die Einstellung und Verkabelung der externen Frequenz­weichen, DSP-Prozessoren und Endstufen entfällt und stattdessen nur ein Mikrofonkabel vom Master-Out des Mischpults zur ersten Lautsprecherbox zu ziehen ist. Wer sich allerdings mit der Technik auskennt, dem sind oft passive Systeme lieber, da diese flexibler sind und sich einzelne Komponenten leicht austauschen lassen.

Line Array für Großraum-Beschallung                                                                  

Der große Vorteil von Line-Array-Systemen, bei denen mehrere, gleichartige Lautsprechereinheiten zu einem großen Lautsprecher zusammengeschlossen werden, liegt in ihrer Skalierbarkeit und der Reichweitenoptimierung. Je nach Raumgröße und benötigtem Schalldruck werden die Systeme­ individuell zusammengestellt und montiert. Auch in diesem PA-Bereich gibt es aktive und passive Systeme, deren Elektronik und Endstufen in separaten 19-Zoll-Racks untergebracht sind. Da Array-Systeme meist nur für PA-Verleiher, die sich auf Großveranstaltungen spezialisiert haben oder für die ­Beschallung großer Konzerthallen relevant sind, werden wir hier nicht näher darauf eingehen. Es ist jedoch ein Trend zu kleineren­ Array-Systemen festzustellen, die durchaus für Bands, die oft in größeren ­Hallen spielen, eine interessante Alternative zu herkömmlichen PA-Systemen darstellen.

Line-Array

Line-Array-Systeme werden oft auf größeren Konzerten eingesetzt.

Ketten-Komponenten

„Jede Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied“ – ein PA-System ist das klassische Beispiel für dieses Motto. Was zum Beispiel die Mikrofone an Klangfülle nicht erfassen, können die Lautsprecher auch nicht wiedergeben. Aus diesem Grund solltet ihr bei der Planung eurer eigen PA darauf achten, dass ihr Komponenten möglichst gleicher Qualitätsstufe miteinander kombiniert und eure Qualitäts­ansprüche dem zur Verfügung stehenden Budget anpasst. Es macht wenig Sinn, auf der Bühne Spitzen-Mikrofone zur Abnahme einzusetzen, wenn dann das Restbudget nur noch für schwache Low-Budget-Lautsprecher reicht. Arbeitet­ ihr mit einem PA-Verleih, so ist es Sache der Verleih­firma auch die Mikrofone und DI-Boxen zu stellen. Ein wichtiges Instrument hierzu ist der Technical Rider, ein Dokument, das dem PA-Verleiher alle notwendigen Informa­tionen über das Bühnen-Setup eurer Band liefert und das auf keiner Band-Website fehlen sollte. Wer jedoch sicher sein will, dass der eigene High-Quality-Sound wirklich ­ungetrübt im PA-System ankommt, kümmert sich am besten­ selbst um eine geeignete Mikrofon- oder DI-Lösung. Da sich Live-Bedingungen erheblich von dem Umfeld in einem Tonstudio unterscheiden, kommen für die meisten Bereiche auch andere Mikrofone als im Studio zum Einsatz. Während im Studio zum Beispiel für den Gesang empfind­liche Großmembran-Kondensator-Mikrofone eingesetzt ­werden, sind für den rauen Live-Einsatz dynamische Mikrofone wie der Klassiker Shure SM 58 besser geeignet. Da Kondensator-Mikrofone meist eine bessere Auflösung in den Höhen haben, gibt es diese auch für den Live-Einsatz, aber Vorsicht: Kondensator-Mikrofone benötigen eine ­Betriebs­spannung! Diese kann, wenn es das Mischpult ­be­ziehungsweise die Stagebox vorsieht, über die 48V-Phantom­speisung erfolgen oder über eine Batterie im Mikrofon-Schaft. Verwendet ihr eine Wireless-Lösung mit einem Sender im Mikrofon, kann eine Kondensator-Kapsel problemlos eingesetzt werden, da ja für den Sender auch eine Betriebsspannung benötigt wird.
Praxistipp: Wenn ihr ein eigenes Mikrofon kauft, probiert am besten Modelle verschiedener Hersteller aus bevor ihr euch entscheidet. Jedes Mikrofon hat seine eigene Charakteristik und färbt eure Stimme. Welches eure Stimme unterstützt und am besten klingt, sollten dabei nur eure Ohren entscheiden. Auch für Instrumentalisten gibt es einen Klassiker: Das Shure SM 57 – ein dynamisches Kleinmembran-Mikro, das auch mit hohem Schalldruck, wie er bei der Snare-Abnahme oder der Mikrofonierung von E-Gitarren-Verstärkern, gut klarkommt.
Für Bassisten und Keyboarder hat sich live die Abnahme über DI-Boxen etabliert. Leider sind die meisten DI-Boxen nur für Instrumenten- und Line-Level-Signale ausgelegt, so dass zum Beispiel beim Bassisten nur der reine Instrumentenklang abgenommen wird und nicht die Veränderungen des Signals durch den Verstärker oder die integrierten ­Effekte. Um den optimalen Bass-Sound zu bekommen, sollte daher eine DI-Box, wie beispielsweise die RNDI von Rupert Neve Designs, eingesetzt werden, die eine Speaker-Level-Signal-Stärke von bis zu 1.000 Watt verträgt. Diese kann dann zwischen Amp und Box eingesetzt werden und fängt so den Gesamtsound am besten ein.
Generell gilt: Alle Instrumente, wie zum Beispiel auch eine elektro-akustische Gitarre, die am Ausgang ein unsym­me­trisches Signal liefern, erkennbar an einem Mono-Klinkenstecker-Kabel, müssen wegen der langen Multicore-­Signal­führung zwischen Stagebox und Mixer über eine DI-Box sym­metriert werden. Das unsym­metrische Mo­no-Klin­ken­stecker-Kabel zwischen Instrument und DI-Box sollte da­bei so kurz wie möglich sein und über eine möglichst gute Abschirmung verfügen. Die Ausnahme ist, wenn Mixer der neueren Generation eingesetzt werden, bei denen Stagebox und Mixer eine Einheit bilden, die via Netzwerk oder Bluetooth-Verbindung durch ein Tablet oder ­einen entsprechenden Controller gesteuert wird. In diesem Falle kann auf eine Symmetrierung des Signals verzichtet ­werden.

Der Mixer – ein Schmelztiegel

Eine weitere wichtige Komponente einer Beschallungs­anlage ist der Mixer. Hier laufen alle Audiosignale zusammen, werden in Lautstärke und Klang angepasst, mit Effekten­ veredelt und dann an die Endstufen zur Verstärkung und Wiedergabe durch die Lautsprecher gesendet. Kleinere Bands, die meist keinen separaten Tontechniker haben, positionieren den Mixer meist direkt auf oder neben der Bühne, um gegebenenfalls während des Auftritts schnell selbst etwas nachregeln zu können. Der Vorteil ist, dass keine Stagebox und kein Multicore-Kabel benötigt werden. Der Nachteil wiederum ist, dass durch die schlechte Abhörposition, der Klang der FOH-Lautsprecher nicht beurteilt werden kann und eventuell nachgeregelt werden muss. Hier muss während des Soundchecks besonders sorgfältig gearbeitet werden, so dass lediglich eine nachträgliche ­Anpassung der Kanal-Lautstärken von Nöten ist. Besonders vorteilhaft sind in diesem PA-Bereich Mixer der neuen  ­Generation, bei denen sich alle Einstellungen kabellos und bequem von einem Tablet steuern lassen und während des Auftritts an einem Mikrofonstativ befestigt werden können. Als Beispiel könnte man den M18 von RCF heranziehen.RCF M18
Wird zum Beispiel auch das Schlagzeug abgenommen und kommt eine PA mittlerer Größe zum Einsatz, empfiehlt sich meist der Einsatz eines größeren Mischpultes, welches zusammen mit dem Tontechniker möglichst in einem gleichschenkligen Dreieck vor den FOH-Lautsprechern und etwas erhöht positioniert werden sollte, so dass der Tontechniker immer freie Sicht auf die Lautsprecher hat.

Der RCF M18 Mixer bietet viele Zusatzfunktionen und ­kabellose Fernbedienung via Tablet.

Der Ton­techniker kann nur so gut sein, wie es seine Abhörposition erlaubt. Sitzt er beispielsweise abgeschirmt hinter mehreren Reihen eines stehenden Publikums, wird der Mix garantiert zu ­höhenlastig ausfallen. Bezüglich der Kanalanzahl gilt: Je mehr, desto besser. Es schadet auf keinen Fall, immer ein paar Kanäle auf Reserve zu haben, denn es kann ja durchaus mal ein Kanal ausfallen oder es tauchen unerwartet zusätzliche Mikrofonanforderungen auf.

Spielt ihr zum Beispiel mit einer zweiten Band zusammen und setzt einen analoges Mischpult ein, ist es auch von Vorteil, wenn man das Pult einfach splitten kann, weil dann die im Soundcheck erarbeiteten Settings nicht verloren gehen. Setzt ihr ein digitales Mischpult ein, bei dem sich alle Pulteinstellungen als Szene abspeichern lassen, geht der Bandwechsel noch schneller und einfacher. Beim Kauf eines Mischpultes solltet ihr auch darauf achten, dass die Anzahl der AUX-Wege für eure Ansprüche an den Monitor-Mix ausreicht, wobei jeder AUX-Weg als eigener Monitor-Weg oder als Effekt­weg genutzt werden kann.

Die richtige Effektwahl

Ein paar Effekte gehören zur Grundausstattung und sollten wirklich in jedem Side-Rack, welches meist direkt neben dem Mischpult aufgebaut wird, vorhanden sein. Dazu gehören­ Kompressoren für die Vocal-Kanäle, die einfach in den Insert des jeweiligen Mixer-Kanals eingeschleift werden und die Dynamik etwas einschränken. Leise Passagen ­werden dadurch etwas lauter und laute Gesangsteile etwas leiser. Dies ist besonders wichtig, wenn euer Sänger nicht mit dem Mikrofonabstand arbeitet, um Lautstärkenunterschiede in der Stimme auszugleichen. Damit das Schlagzeug nicht alle Instrumente durch un­kontrolliertes Dröhnen zudeckt, sollte für jedes Mikrofon, das einen Kessel abnimmt (also Bass-Drum, Hänge- und Stand-Toms), unbedingt ein Gate ­vorhanden sein. Das Gate stellt ihr am besten so ein, dass es schnell voll ­öffnet, dann aber auch relativ schnell ­wieder schließt, um das Dröhnen abzuschneiden, aber ­Vorsicht: Die Öffnungszeit nicht zu kurz wählen! Das Tom sollte zumindest in der Lage sein, seinen Klang zu ­entwickeln. Die üblichen zwei Overhead-Mikrofone, die hauptsächlich die Becken unterstützen und zum ­Gesamtsound des Schlagzeugs beitragen brauchen normaler­weise kein Gate. Verfügt der Mixer nicht über eingebaute Effektprogramme, wäre es auch sinnvoll, ­zumindest einen Multieffekt-Prozessor im Rack zu haben, um den ­Vocals mit etwas Hall oder Delay unter die Arme greifen zu können. Damit der Effekt allen Kanälen zur Verfügung steht, nutzt ihr am besten den vorgesehenen Effekt- oder einen AUX-Weg des Mixers zum Anschluss des Multieffekt­gerätes. Um das Summensignal des Mixers klanglich den jeweiligen Raumverhältnissen anzupassen, wäre auch zum Beispiel ein 2 x 31 Band grafischer Equalizer eine gute Ergänzung des Side-Racks, da man eventuelle Einstellungen sofort auch optisch sieht und nicht vergisst, dass die ja noch vom letzten Auftritt übrig geblieben sind. Dieser sollte in den Insert-­Weg der beiden Master-Ausgänge eingeschleift ­werden. Die beiden Master-Outs L&R sowie die AUX-Sends der Monitor-Wege werden dann über das Multicore-Kabel wieder zur Bühne zurückgeschickt und stehen dort an der Stagebox zum Anschluss der Endstufen beziehungsweise der aktiven Lautsprecher zur Verfügung.

Allgemeine Tipps und Tricks

Bei der Stromverteilung solltet ihr Licht- und Ton-Strom strikt getrennt halten, um unerwünschte Nebengeräusche durch Einstreuungen zu vermeiden. Am besten wäre ein eigener, durch eine eigene Hauptsicherung abgesicherter, Stromkreis. Zusätzlich gibt es für die Stromversorgung von 19“-Racks intelligente Mehrfachsteckdosen, auch Power Conditioner genannt, die eventuelle Störungen und Überspannungen in der Stromversorgung weitgehend heraus­filtern. Beim Verlegen der Kabel solltet ihr auch darauf ­achten, dass Kabel für die Stromversorgung einen möglichst großen Abstand zu signalführenden Audiokabeln haben. Solltet ihr dennoch ein Netzbrummen von 50 oder 60 Hertz auf dem System haben, niemals versuchen, die Er­dungen­ / ­Schutzleiter der Netzkabel abzukleben. Dies führt zwar manchmal zum gewünschten Ergebnis, ist jedoch ­lebensgefährlich für die Musiker! Experimentiert stattdessen mit sogenannten Trennübertragern, wie zum Beispiel dem Palmer PLI-01, indem ihr diese in die das Brummen verursachende Signalleitung einschleift. Der Trick dabei ist, dass diese Leitung physikalisch unterbrochen wird, was die Brummschleife beseitigt und das Signal trotzdem durch ­einen Trenntransformator übertragen wird.LUCAS NANO 608i

Ein weiterer Praxis-Tipp hilft euch, bei Kabelgewirr den Überblick zu behalten: Bei der Verwendung der Steck­verbindungen hat man sich auf bestimmte Standards geeinigt. Der wichtigste betrifft alle XLR-Steckverbindungen, wie bei ­Mikrofonkabeln. Gleich, ob als Kabel oder als Buchse in einem Gerät montiert, gilt: Alle Ausgänge sind als Male mit sichtbaren Kontaktstiften ausgeführt und alle Eingänge als Female mit den Löchern für die Kontaktstifte. Alle ­schwarzen Speakon-Steckverbindungen / -Buchsen dienen dem ­Anschluss von Lautsprecherkabeln, wogegen alle blauen, ähnlich aussehenden, Powercon-Anschlüsse den verriegelbaren Netzkabeln für die Stromversorgung vorbehalten sind.

Kompakt-PA LUCAS NANO 608i von HK Audio mit integriertem 8-Kanal-Mixer, Effekten und Bluetooth. Fernsteuerung via iPad UCAS NANO 608i


Abschließend noch ein kleiner Hinweis: Es ist nie verkehrt, von jedem Kabel-Typ ein bis zwei Ersatzkabel im ­Koffer zu haben. Auch solltet ihr möglichst gut abgeschirmte Kabel, verwenden und darauf achten, dass beide Teile der Steckverbindungen möglichst von einem Hersteller sin, um Fertigungstoleranzen als Fehlerquelle auszuschließen.

- Michael Hennig

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