Mehr ist nie genug - Die Mike Portnoy Story

PPVMEDIEN GmbH
2021-02-09 10:59:00 / Musiker News & Infos
Mehr ist  nie genug - Die Mike Portnoy Story - Mehr ist  nie genug

Mike Portnoy geht mit seinen Kollegen von Transatlantic in die Vollen: Das jüngste Album des Prog-Rock-Vierers kommt in gleich drei Versionen daher. Wir erzählen, wie es zu diesem außerordentlichen Werk kam und zeigen euch einige von Mikes Trommelschmankerl vom neuen Album.

„Das neue Album ist ein Koloss“, sagt Mike Portnoy über die jüngste Veröffentlichung seiner Band Transatlantic. Drei Versionen derselben Platte legen die vier Prog-Rocker um Portnoy zeitgleich vor – ein 60-minütiges Single-, ein 90-minütiges Doppel- sowie ein 5.1-Album, das beide Versionen zusammenfasst. Der Clou: Es handelt sich nicht um bloße Edits oder verschiedene Mixes, sondern Transatlantic haben sich den unterschiedlichen Fassungen wirklich intensiv angenommen – einschließlich zahlreicher Overdubs, neuer Arrangements und Songs.

„Wir haben auch neue Texte geschrieben, und es singen andere Bandmitglieder auf den unterschiedlichen CDs“, sagt Portnoy. „Außerdem wurden einige Songtitel geändert.“ Und: In bester Prog-Rock-Manier spannt die Band auch thematisch einen Bogen. „Die Idee, dass Transatlantic sich entscheiden, ein Konzeptalbum zu veröffentlichen, überraschend wohl niemanden, oder?“ sagt Portnoy. „Aber diesmal haben wir im Grunde eine riesige Komposition veröffentlicht, die in verschiedene Kapitel aufgeteilt wurde. In der Geschichte selbst geht es dann um die Kämpfe, die heute jeder in der Gesellschaft ausfechten muss.“

Warum aber nicht einfach das gesamte Material als Doppelalbum veröffentlichen? „Ganz ehrlich, das lag einfach daran, dass wir uns nicht einigen konnten“, verrät Portnoy lachend. „Einige in der Band wollten ein Doppel-, die anderen ein Single-Album.“

Mit der gleichzeitigen Veröffentlichung einer kurzen („The Breath of Life“) und einer langen Version („Forevermore“) derselben Platte betritt Portnoys Band Neuland. „Das gab es noch nie“, sagt Transatlantic-Frontmann Neal Morse. „Zumindest kenne ich keine Band, die das schon einmal gemacht hat.“

Und doch knüpfen Transatlantic mit diesem Doppelschlag im Grunde nur an die eigene Tradition an, ihren Fans immer ein bisschen mehr zu gönnen – seien es längere Lieder, komplexere Songstrukturen oder ausgefallenere Instrumente, als der gewöhnliche Musikhörer sonst zu hören bekommt. „Mehr ist mehr – und mehr ist nie genug“, so bringt Portnoy die Devise seiner Band auf den Punkt.

Dem Wunsch nach mehr hat die Musikwelt auch die Gründung dieser Band zu verdanken: Transatlantic begann als Projekt, das Mike Portnoy mit Neal Morse neben ihren Bands Dream Theater und Spock’s Beard ins Leben riefen, um sich noch stärker kreativ ausleben zu können – sprich: mehr zu veröffentlichen. 1999 fanden die beiden sich mit dem Marillion-Bassisten Pete Trewavas und Roine Stolt von den Flower Kings zusammen. Musikalisch wollten die vier sich von Anfang an – bei dieser Besetzung wenig überraschend – in Gewässern austoben, die in den Siebzigerjahren von Prog-Rock-Gruppen wie Yes, Genesis oder Emerson, Lake and Palmer erkundet wurden. Das Projekt wurde gut aufgenommen, hielt aber zunächst nur bis 2002 – Morse, der sich zum „born again Christian“ hatte bekehren lassen, wollte sich vor allem christlicher Rockmusik widmen. Doch 2009 meldeten die vier Prog-Rocker sich bereits wieder mit dem Konzeptalbum „The Whirlwind“ zurück.

„Mehr“ – das scheint auch das große Schlagwort von Portnoys Karriere zu sein: Seit seinem Ausstieg bei Dream Theater schwimmt dieser Drummer sich kreativ in einem Umfang frei, der viele andere wohl ins Schlingern gebracht hätte. An über 40 Alben war Portnoy im vergangenen Jahrzehnt beteiligt. „Mittlerweile habe ich in meiner Laufbahn mit rund 25 Bands etwa 100 Alben aufgenommen“, sagt er. Neben Dream Theater und Transatlantic spielte er unter anderem mit Adrenaline Mob, The Winery Dogs, Avenged Sevenfold, Flying Colors und Sons of Apollo sowie in etlichen Tribute-Bands.

„Das ist definitiv eine Herausforderung“, sagte Portnoy 2020 in einem Interview (DrumHeads!! 2/20). „Ich bin zurzeit in sechs verschiedenen Gruppen. Tatsächlich ist die Musik der einfachste Teil. Oft werde ich gefragt, wie ich mir die ganzen Songs merken kann, wenn ich von Band zu Band wechsle. Das fällt mir eigentlich nicht so schwer. Viel schwieriger ist die ganze Planung. Ich muss immer mehrere Monate, oft über ein halbes Jahr, vorausblicken und die Pläne der Bands koordinieren. Zum Glück bin ich sehr organisiert, ich bin was das betrifft ehrlich gesagt sogar ziemlich pedantisch.“

Und dieses Charaktermerkmal kam ihm auch bei den Aufnahmen zum jüngsten Transatlantic-Album zugute. „Mike hatte alles im Blick, er war sozusagen unser Vorarbeiter“, sagt Morse über Portnoys Rolle bei den Aufnahmen. „So einen Vorarbeiter brauchten wir auch, denn es gab eine Menge zu tun...


Weiter geht's mit dem Interview in der aktuellen DrumHeads (Ausgabe 02/2021). Die ist ab jetzt hier im Onlineshop erhältlich!

Fotos: Tobias Andersson


Blog