Maybach Guitars fertigen in Tschechien und haben bereits 2014 mit ihren Gitarren den Markt betreten, die durch handselektierte Hölzer und einer Made-In-Europe-Philosophie überzeugen. In guitar 12/19 findet ihr außerdem ein Interview mit Firmengründer Toni Götz, der die Gitarren als den „Maybach unter den Gitarren“ bezeichnet – damit wäre die Frage nach der Namensherkunft dann wohl auch geklärt. Erklärtes Ziel von Maybach Guitars ist es, authentische Gitarren zu bauen, die den Vibe der großen Vorbilder einfangen und gleichzeitig einen eigenständigen Stil transportieren – so wie die beliebte Albatroz-Serie oder die hervorragende Teleman Thinline, die wir in guitar 12/20 für euch getestet haben. Mit der Maybach Little Wing (guitar 02/20) wurde erstmals der Fokus auf individuellere Modelle gelegt, die hinsichtlich ihres Designs in die Vergangenheit nicken aber gleichzeitig den Blick fest nach vorne gerichtet haben. Mit der Maybach Marilyn wird der eingeschlagene Weg nun weiterverfolgt. Laut Designer Ralf Martens war das Ziel beim Design, die Assoziationen mit femininen Kurven zu wecken und die Perfektion in der Asymmetrie zu finden.
Edle Auswahl
Der Boden und die Zargen der Maybach Marilyn sind aus massivem Mahagoni gefertigt, die aufgeleimte Decke des vorliegenden Testmodells Midnight Sunset besteht aus geflammten Ahorn mit F-Löchern. Wahlweise gibt es die Marilyn auch in Antique Violin, bei der eine Fichten-Decke die Oberseite verziert. Die geflammte Decke stellt dabei schon das erste von vielen Highlights der Marilyn dar. Edel, aber doch nicht zu aufdringlich, versprüht sie einen unglaublichen Charme, bei dem es dem Tester schwer fällt, die Augen von ihr zu nehmen. Die F-Löcher sind tadellos gefräst und die Innenkanten sauber geschliffen. Bei der Korpusform setzen Maybach auf ein Double-Cutaway-Design. Das obere Horn ist etwas ausladender, wodurch die zuvor angesprochene Asymmetrie aufkommt und eine spannende Reibung im Design erzeugt. Des Weiteren fällt die Marilyn unter die Rubrik Thinline, das bedeutet, dass sie von der Haptik und dem Feeling eher in Richtung Solidbody-Gitarre geht als ihre semiakustischen Schwestern im Geiste. Der Hals mit Ebenholz-Griffbrett ist ebenfalls aus Mahagoni gefertigt und verfügt über 22 Wagner-Medium-Jumbo-Bünde. Das Profil lässt sich mit einem kräftigen C beschreiben, alles andere hätte hier aus subjektiver Sicht des Testers aber auch nicht zum Konzept gepasst – hier hat man gut was in der Hand. Der Sattel ist aus Knochen gefertigt und die Schlitze sind hervorragend eingekerbt, hier gibt es kein Kling und Klong beim Stimmen. Kommen wir nun zum nächsten Highlight – das Finish „New Old Stock“ und der Nitrocellulose-Lack. Was Maybach hier abliefern ist schlichtweg phänomenal.
Während sich viele geagete Gitarren anfühlen, als wären sie einfach nur an ein Auto gebunden und einmal kräftig über den Asphalt gezerrt worden, ist das Aging bei der Maybach so authentisch und unaufdringlich, dass sie sich wie eine Gitarre anfühlt, die einen schon das ganze Leben begleitet. Feinste Risse im Nitro-Lack, offene Poren und minimale Spuren hauchen der Marilyn eine Lebendigkeit ein, die ihresgleichen sucht – weniger ist einfach mehr. Das können Maybach einfach und stellen dies wieder einmal unter Beweis.
Hardware
Dass ein zurückhaltendes Design Trumpf ist, zeigt sich auch bei der Kopfplatte mit der Bezeichnung „Larson Headstock“. Abgesehen vom Firmenlogo, tummeln sich noch die 3-zu-3 angeordneten Gotoh-Sd-90 Relic-Mechaniken, die pures Understatement verprühen. Auf der Rückseite des Headstocks befindet sich noch die Seriennummer – that’s about it. Auf ein Tremolo verzichten Maybach und setzen stattdessen auf die bewährte Kombination aus Stoptail- und Tune-O-Matic-Brücke, die in der Regel mit für ein gesundes Maß an Sustain sorgt. Abgenommen werden die Saiten vom Amber-Spirit-Of-’59-Set, das aus zwei Humbuckern besteht. Während der Hals-Tonabnehmer über einen gemäßigten Output von 7,2 KOhm verfügt, wird der Bridge-Humbucker etwas heißer gewickelt und glänzt mit 8,3 KOhm – wenn es doch mal in die Vollen gehen soll. Per Dreiweg-Toggle sowie je einem Tone- und Volume-Poti lassen sich die Tonabnehmer ansteuern und die Magie der Marilyn entfaltet ihre volle Pracht.
Test & Bilder: Oliver Strosetzki
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