Am 23. September 2021 sagte die Ikone der Luftwaffe endgültig Goodbye. Rund 2000 Gäste waren der Einladung des LTG 63 gefolgt, um dabei zu sein, als die verbleibenden C-160D Transall der Luftwaffe ihren letzten großen Auftritt hatten. Nach über 50 Jahren Einsatzzeit tritt der „Engel der Lüfte“ nun seinen letzten Flug an – Ziel: die Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth.
Am 20. September 2021 führte der letzte Flug der Retro-Brummel (50+40) nach Roth.
Foto: Sascha Linkemeyer
Die Transall stand seit 1968 bei der Luftwaffe im Einsatz. Von den 213 gebauten Exemplaren hatte Deutschland 114 Maschinen übernommen. Jetzt wird der zweimotorige taktische Transporter durch die viermotorigen Airbus A400M und Lockheed Martin C-130J/KC-130J abgelöst. Der letzte Transall-Verband wird Ende des Jahres aufgelöst und der Flugplatz Hohn dient der Luftwaffe künftig als Ausweichflugplatz. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Es wird sicherlich zwei traurige Augen geben“, so Kommodore Oberst Markus Kleinbauer im Vorfeld des Fly-Out auf dem Fliegerhorst im schleswig-holsteinischen Hohn. Ähnliche Gedanken dürften viele der Anwesenden an jenem Donnerstag im September gehabt haben. Galt es doch, eine echte Legende nach 53-jähriger Dienstzeit in der Luftwaffe, zu verabschieden.
"Engel der Lüfte"
Über die Jahrzehnte haben sich die C-160 zusammen mit ihren Crews den Ehrentitel „Engel der Lüfte“ in unzähligen Missionen mehr als verdient. Insbesondere bei den humanitären Einsätzen in den Krisen- und Katastrophenregionen rund um den Globus waren sie Boten der Hoffnung. Oft genug in Gebieten und Situationen in denen es für die Menschen vor Ort kaum noch Hoffnung gab. Um anderen das Überleben zu ermöglichen, riskierten die Besatzungen der Trall dabei nicht selten ihr eigenes Leben.
Darüber hinaus waren die Transall zuverlässiger Unterstützer der Truppe bei verschiedenen friedenssichernden Einsätzen im Ausland. Neben dem notwendigen Equipment brachten sie häufig auch ein kleines Stück ersehnte Heimat zu den Soldatinnen und Soldaten in die entlegensten Einsatzorte.
114 Transall waren zwischen 1967 und 1972 in die Luftfahrzeugrolle der Bundewehr eingetragen. Jedoch waren nie mehr als 90 Maschinen gleichzeitig im aktiven Dienst.
Foto: Ralf Jahnke
Das große Finale
Nun also endete die Zeit der Transall nach über 53 Jahre. Aus diesem Anlass lud das Lufttransportgeschwader 63 am 23. September 2021 zum offiziellen Fly-Out auf den Fliegerhorst in Hohn bei Rendsburg. Rund 2000 Menschen trotzten dem den widrigen Wetterumständen, um der Luftfahrt-Legende Goodbye zu sagen. Darunter zahlreiche ehemalige Besatzungen und Techniker, Spotter aus allen Teilen Deutschlands sowie dem benachbarten Ausland und Interessierte aus der Region.
Viele andere Geschwader hatten fliegende Abordnungen zur Verabschiedung geschickt. Mit dem Airbus A400M und der letzten flugfähigen Noratlas, welche extra aus der Nähe von Marseille angereist war, gaben auch der Nachfolger bzw. die Vorgängerin der Trall ein gern gesehenes Stelldichein. Unbestrittene Stars jedoch waren die bereits jetzt legendäre sonderlackierte Retro-Brummel und fünf ihrer grünen Schwestern, die aufgereiht vor den Fotografen auf den Höhepunkt des Tages warteten. Das Sextett hatte ein ganz besonderes Brummel-Finale in petto.
Six-Ship-Formation
Von der breiten Öffentlichkeit weites gehend unbemerkt, studierten die Crews bereits seit einigen Wochen eine Formation bestehend aus sechs C-160D ein. Um möglichst lange unentdeckt zu bleiben, fanden die Trainingsflüge über der Nord- und Ostsee statt. Erst wenige Tage vor den Feierlichkeiten drangen konkrete Details nach draußen. Doch erst am Nachmittag des 23. September präsentierte sich die Abschiedsformation zum ersten und letzten Mal der breiten Öffentlichkeit.
Bereits am Boden zeigte sich mit dem synchronen Anlassen der Triebwerke, dem Abrollen auf dem Taxiway und dem Start im kurzen Takt, dass sich das LTG63 für das offizielle Finale der Transall etwas Besonderes hatte einfallen lassen.
Für den großen Augenblick hielt dann sogar das Wetter seinen an diesem Tag feuchten Atem an. In enger Formation überflogen die sechs Maschinen den Platz. Als würden sie dadurch ihr unvermeidbares Ende aufhalten wollen, flogen dabei fünf Transall in enger V-Formation schützend vor der Retro-Brummel über den Fliegerhorst.
Ein letztes Mal versprüht die Transall auf beeindruckende Weise ihren einzigartigen Charme. Ein unvergesslicher Gänsehautmoment, sicherlich nicht nur für eingefleischte Fans.
Als nach der Landung die Triebwerke verstummen, legte sich eine etwas wehmütige, fast andächtige Stille über den Fliegerhorst. Was im April 1968 im niedersächsischen Alhorn seinen Anfang genommen hatte, endete in diesem Augenblick im September 2021 in Hohn.
Eine lange, erfolgreiche Ära der Luftwaffe war zu Ende.
Autor: Sascha Linkemeyer
Mehr zum Ende der Transall und weitere Themen aus der Militär- und Zivil-Luftfahrt finden Sie in der FliegerRevue 12/2021!