Im KEYS-Interview: Bicep

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2021-04-29 16:54:00 / Musiker News & Infos
Im KEYS-Interview: Bicep - "Kreativität kennt keine Perfektion"

Foto: Dan Medhurst

Wenige Vertreter der elektronischen Musik werden derzeit so gefeiert wie Bicep. Ein Gespräch über die musikalischen Segen des Monotonen, analoge Technik und die vergebliche Suche nach Perfektion. 2017 sorgten Andrew Ferguson und Matt McBriar alias Bicep mit ihrem Debüt für Aufsehen.

Anfang 2021 ist mit "Isles" das lang erwartete zweite Album des nordirischen Produzenten-Duos erschienen.

KEYS: Ihr arbeitet in euren Songs stark mit Wiederholungen - auch dann, wenn ihr Musik produziert, die nicht zwingend für den Club gedacht ist und wunderbar im Wohnzimmer funktioniert. Was schätzt ihr am Repetitiven?
Matt McBriar:
Wir haben beide einen Hintergrund in der Techno-Szene. Bei dieser Musik würde ein Zuviel an Abwechslung nur dazu führen, dass man von dem abkommt, was der Song eigentlich erreichen soll. Es geht darum, eins mit dem Groove zu werden.
Andrew Ferguson: Da steckt ein meditatives Element drin, oder? In wirklich gutem Techno kann die allerkleinste Variation superkraftvoll sein. Das Monotone sorgt, dafür dass man einen Zustand erreicht, in dem man die Welt zu verlassen scheint. Man kann das System überwinden. Es kommt im Club manchmal aber auch super, wenn in den Songs musikalisch viel los ist.
Sagen wir, wenn fünf oder sechs Disco-Nummern hintereinander laufen. Aber sowas hält einen auch vom Tagträumen ab, es fällt einem dann schwerer, diese andere Welt zu betreten, von der ich eben gesprochen habe. Auf "Isles" haben wir versucht, einerseits recht musikalisch zu produzieren, ohne aber sozusagen unser minimalistisches Rückgrat einzubüßen. In der Vergangenheit gab es bei uns aber auch hin und wieder Experimente, die darauf abzielten, dass wir songorientierter produzieren.

KEYS: Mit welchem Ergebnis?
Ferguson:
Die Songs haben sich gar nicht mehr nach uns angefühlt. Es klang, als würde sich da jemand zu sehr anstrengen (lacht). Mitllerweile wissen wir, dass es uns darum geht, Emotionen auf eine sehr minimalistische Weise zu transportieren.
McBriar: Weiderholungen sind das Schlüsselelement von so viel Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Sachen von Basic Channel etwa habe ich früher richtig viel gehört.
Ferguson: Wiederholungen können Spannungen erzeugen. Wenn man die im richtigen Moment durch eine Veränderung auflöst, bringt es auf der Tanzfläche sogar Spaß, sich fünf Minuten in einem Delay-Effekt zu verlieren. Wir wollen monoton klingen, aber eben auch Interesse beim Hörer wecken. Die Wiederholungen sorgen für Ordnung, die dann durchbrochen wird. McBriar: Gleichzeitig wissen wir aber auch Musik von Leuten wie Aphex Twin zu schätzen, der im Grunde das genaue Gegenteil macht - er erzeugt Chaos und erlöst den Hörer dann durch Ordnung, wenn endlich ein Part kommt, der sehr strukturiert ist und nett klingt. Uns gefällt dieser Schub- und Sog-Faktor, aber das weicht schon sehr von dem ab, was wir machen.
Ferguson: Andererseits sind die alten Aphex-Sachen ziemlich Loop-orientiert...
McBriar: Stimmt auch wieder (lacht).

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