Acoustic-Special: Hanika Natural PF Standard & Custom

PPVMEDIEN GmbH
2021-09-30 14:28:00 / Musiker News & Infos
Acoustic-Special: Hanika Natural PF Standard & Custom - Acoustic-Special: Hanika Natural PF Standard & Custom

Zurück in die Heimat

Helmut Hanika erlernte von seinem Großvater das Geigenbau-Handwerk und gründete 1953 seine eigene Firma, in der er bald auch Zupfinstrumente baute, die vor allem bei den amerikanischen Besatzungssoldaten Absatz fanden. Mit den „SOLI“-Modellen brachte er später auch Stahlsaitengitarren auf den Markt. 1993 übernahm Sohn Armin den Betrieb und führte die Tradition des Vaters, hochwertige Gitarren zu 100% „Made in Germany“ zu produzieren, fort. Heute ist Hanika im mittelfränkischen Baiersdorf ansässig, hat sich auf den Bau von Konzertgitarren spezialisiert und beschäftigt knapp 30 Mitarbeiter. Die überwiegend in Handarbeit gepaart mit modernster Technolige gefertigten Hanika-Gitarren bestehen aus massiven Hölzern. Das Gitarren-Sortiment von Hanika deckt einen weiten Preisbereich ab und ist unterteilt in die Basis-, Mittel-, Ober- und Meisterklasse. Die hier getesteten Modelle sind Mitglieder der Oberklasse.

Eines der Hauptanliegen von Armin Hanika ist eine nachhaltige Produktion. Hierfür verwendet er immer mehr Hölzer, die nicht um den halben Erdball transportiert werden müsse. Dieses umweltfreundliche Ansinnen darf natürlich in keiner Weise die Klangeigenschaften der Instrumente beeinträchtigen – im Gegenteil, es soll sie nach Möglichkeit noch steigern. So verwendet Hanika zum Beispiel bei der 58 Lattice EF-N Elsbeere für den Korpus und Kirsche für den Hals, bei der 50 KF-N besteht das Griffbrett aus Thermo-Elsbeere. Sein Natural-PF-Modell bietet er neben dem Cedro-Hals bei Fachhändlern zu Demonstrationszwecken aktuell mit fünf verschiedenen heimischen Halshölzern an – drei davon haben wir im Vergleichstest. Im Custom-Shop bleibt die Auswahl der Hölzer weiterhin erhalten. Bei der Standard-Variante kommt als Halsholz Cedro (nicht zu verwechseln mit Zederholz) zum Einsatz, bei den drei Custom-Modellen Kirsche, Birke und Erle. Beim Vergleich stellt sich die spannende Frage, ob die heimischen Hölzer klanglich mit dem tropischen Cedro mithalten können oder es sogar übertreffen.

Ein Überblick

Doch zunächst zu den Gemeinsamkeiten. Alle vier Gitarren besitzen eine Decke aus herrlich fein gemaserter, handverlesener und perfekt gespiegelter Fichte aus der Schweiz und einen Korpus aus ausgesuchtem, indischen Palisander. Die gesamte Gitarre ist mit einem hauchdünnen Lack-/Matt-Finish (Natural Finish) versehen, die einem die Hölzer bei jeder Berührung und bei jedem Betrachten offenporig, hautnah und natürlich präsentiert. Besonders deutlich ist dieser Effekt beim Palisanderboden. Das Schallloch ziert eine breite Rosette aus fast schwarzem Makassar, einer südostasiatischen Ebenholzart. Decke und Boden sind von einem mehrlagigen, sehr schön kontrastierenden Binding aus Palisander und Ahorn umrahmt.

Augenweide

Ein besonderer Blickfang ist der Fensterkopf, dessen Kern aus dem jeweiligen Halsholz besteht, der aber auf beiden Seiten mit einem dreilagigen Furnier aus Palisander-Ahorn-Palisander belegt ist. Durch die abgeschrägten Kanten sind die Lagen sehr schön sichtbar. Für die Stimmung sorgen Schaller-GT-Mechaniken, deren mattgoldene Farbe zusammen mit den dunklen Ebenholzflügeln äußerst apart wirkt. Insgesamt sind die Gitarren eine Augenweide. Ihre stimmige, nicht übertriebene Ornamentik verleiht ihnen ein edles und gleichzeitig natürliches Aussehen.

Klang-Offenbarung

Der Klang ist in allen Lagen sonor, kräftig und tragend. Die tiefen Frequenzen kommen prominent zur Geltung, die Mitten sind warm und die Höhen angenehm klar. Insgesamt klingen die Gitarren voll, ausgewogen und transparent, bringen aber auch eine gute Portion wohltuender Wärme mit. Sie reagieren sehr feinfühlig auf dynamisches Spiel und setzen jede Artikulation exakt und schnell um. Die Saitenlage aller vier Probanden ist nicht unbedingt am unteren Limit. Hier kann man sicherlich noch ein wenig tunen. Den Gitarren liegt zwar eine zweite Stegeinlage bei, die ist aber noch einen halben Millimeter höher als die eingebaute. Die Hälse besitzen ein C-Profil bei einer Sattelbreite von 52 mm, der Saitenabstand am Sattel beträgt 42 mm. Sie sind durch einen mittig eingelegten Streifen Grenadill, eine harte, afrikanische Holzart, verstärkt. Das Griffbrett besteht ebenfalls aus Grenadill.

Wie die Gitarren mit den unterschiedlichen heimischen Halshölzern klingen und ob man einen Unterschied heraushört, könnt ihr in guitar acoustic 6/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/guitar-acoustic-06-2021-Printausgabe-oder-E-Paper

Text: Dr. Hans-Joachim Schäfer
Bilder: Phil Zeppenfeld


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