Der Gyro-Tractor fliegt

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Der Gyro-Tractor fliegt  - Der Gyro-Tractor fliegt

Auch über 100 Jahre nach seiner Erfindung durch den Spanier Juan de la Cierva sind Tragschrauber vielseitige und gefragte Fluggeräte. Anders als Hubschrauber nutzen sie den Autorotationsffekt ihres Rotors um Auftrieb zu erzeugen, können also nicht wie Hubschrauber auf der Stelle schweben. Dafür sind sie richtungsstabil, weniger wartungsintensiv und weit weniger kompliziert konstruiert. Das Prinzip hat sich bewährt — in Deutschland gibt es derzeit rund 1880 Tragschrauber-Piloten – aber nur wenige hundert der ultraleichten Fluggeräte. Dass Tragschrauber neben einem Nutzen als Sport- und Freizeit-Fluggeräte auch noch weitere Anwendungen haben, zeigt das spanische Unternehmen ELA Aviaciòn mit dem Gyro-Tractor.  



Von der Straße nebenan zur Feldarbeit starten, dass könnte ein Vorteil für den Gyro-Tractor sein.

Foto: ELA Aviaciòn SL


Spanisches Kraftpaket

Der Gyro-Tractor ist ein professioneller Sprüh-Tragschrauber. Er wird angetrieben vom neuen Flaggschiff der Rotax-Motoren-Serie, dem Rotax 915 iS, der auf einen Helix-Dreiblattpropeller wirkt. Der turbogeladene Motor verfügt mit 141 PS über viel Leistung um den Gyrokopter samt 200-Liter-Tank durch eine kraftvolle Vorrotation auch auf Startstrecken bis zu 200 Metern in die Luft zu befördern. Die Gesamtzuladung beträgt 280 Kilogramm. Dank hydraulischer Scheibenbremsen lässt sich der leere Gyro-Tractor auf nur 20 Meter Landebahnen zum Halten bringen. Das Grundgerüst des Gyro-Tractor besteht aus Edelstahl, Zelle und Leitwerk aus Kohlenfaser und der Rotor mit 8,8 Metern Durchmesser wird aus Aluminium gefertigt.
Die Sprüharme haben eine Spannweite von 8,25 Metern, was eine Gesamtsprühweite von 15 Metern bedeutet. Für den Transport des Tragschraubers auf dem Landweg, beispielsweise auf einem Anhänger, lassen sich die Sprüharme anklappen. Der Gyro-Tractor kann bis zu 10 Hektar in fünf Minuten besprühen – und das mit bis zu 30 Litern pro Hektar. Kontrolliert wird die Ausbringung der Flüssigkeiten vom GPS-basierten Sprühsystem AG-NAV Titanium, während ein sogenanntes „Lightbar“-Diplay auf der Rumpfnase den Piloten über den Sprühvorgang und  die effektivste Route informiert.

Neue Wege für Tragschrauber

Neben dem Krankentransport sowie Such- und Katastrophenschutz-Einsätzen wurden auch früher schon Gyrokopter für verschiedenste Aufgaben herangezogen. Auch die Idee des Agrar-Gyrokopters ist nicht völlig neu. Gepaart mit modernen Antrieben wie dem Rotax 915 iS verfügen Tragschrauber nun aber nicht mehr nur über vorteilhafte Flugeigenschaften. Durch die höhere Zuladung, die vom Gesetzgeber auch erst einmal erlaubt sein muss, werden diese Aufgaben immer ökonomischer. Für den Gyro-Tractor gibt ELA Aviacion Betriebskosten von nur 64 Euro pro Stunde an — die weit unter Sprühflugzeugen und Hubschraubern liegen. Und auch durch den Preis von 120 000 Euro pro Einheit könnte sich der Einsatz für Landwirte schon lohnen. Ob der Sprüh-Gyro eine Zukunft hat, wird sich also erst noch zeigen.

Mehr zum Thema Ultraleichtflug finden Sie in der FliegerRevue 7/2021!


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