Goldstück mit Twang-Faktor
Die neue Inkarnation der St. Vincent-Signature-Gitarre hat es in sich. Nicht nur optisch hat sich etwas gegenüber des Standardmodells getan, auch technisch und klanglich verfügt die Gitarre über eine paar Punkte Extra-Mojo. Fangen wir beim offensichtlichsten Unterschied an: Den drei sehr stylischen Lackierungen in denen das Modell angeboten wird. Denn die neue Goldie-Serie des St.-Vincent-Signature-Modells gibt es in Cashmere (Gold-Metallic), Velveteen (Rot-Metallic) und dem vorliegenden Silk Charmeuse, welches wie Schwarz erscheint, sich aber bei starkem Lichteinfall als dunkelblaue Sparkle-Lackierung entpuppt – sehr fesch! Alle drei Lackierungen passen extrem geschmackvoll zur Hardware aus Chrom- und Gold-Elementen und das neu designte Schlagbrett sitzt wirklich extrem gelungen im rechten Cutaway. Die Eleganz, die das Instrument auf Anhieb ausstrahlt wird noch durch die Gold-Foil-Mini-Humbucker und die perlmuttartigen Tuner-Buttons verstärkt. Dazu ist die Gitarre extrem leicht – sie wiegt gerade einmal 2,3 Kilogramm. Das Instrument mutet in seinen Proportionen und Shapings raffiniert und grazil an – alles ohne schmächtig zu sein oder fragil zu wirken. Ganz im Gegenteil, die St. Vincent ist ein richtiges Rockbrett! Einen weiteren Blick fürs Detail beweisen die Designer, indem sie die Modelle in Cashmere und Silk Charmeuse mit einem Ebenholz-Griffbrett ausstatten, die Velveteen-Variante verfügt über ein Palisander-Griffbrett.
Eigene Pickups
Doch nun zu den wesentlichen Unterschieden zum Standardmodell der St. Vincent, welches Music Man und auch Sterling, deren Tochterfirma in Fernost, weiterhin im Programm haben. Zunächst verfügt die Gitarre neuerdings über Pickups aus Music-Man-Fertigung und die klingen wirklich anders als unser Referenzmodell mit den sonst verbauten DiMarzio-Mini-Humbuckern. Irgendwie hat es Music Man bei diesen neuen Pickups geschafft, die perfekte Mitte aus P-90-Twang und Punch eines Vintage-Humbuckers hinzubekommen. Die Gitarre ist einfach knackig ohne Ende!
In den Zwischenstellungen hat man auf die unorthodoxe Schaltung des Standard-Modells verzichtet und der Gitarre amtliche Out-Of-Phase-Sounds in der Kombi Steg/Mitte und Hals/Mitte gegönnt. Diese klingen um einiges kraftvoller als alles, was aus einer Strat tönt und vertragen wirklich Gain!
Die Technik stimmt
Überhaupt klingt die außerordentlich resonante Gitarre dank des Ebenholz-Griffbretts und der Messingreiter irgendwie pfundiger und straffer als das Standardmodell. Das lässt den perkussiv-funkigen Stil auf St. Vincents neuer Platte Daddy's Home ebenso nachspielen wie – und jetzt kommt's – rebellische Surf-Gitarrenklänge eines Link Wray. Etwa bei dem Riff von „Rumble“ macht die Gitarre am Jammerhaken jede Verrenkung perfekt mit, sogar ein Spiel im Stil von Jeff Beck oder Earl Slick ist möglich. Bei dem Zwei-Punkt-Tremolo-Sys em haben Music Man wirklich ganze Arbeit geleistet – es interagiert mit seinem feinfühlig arretierbaren Pop-In-Arm perfekt mit dem kompensierten Sattel aus Melamin-Kunstharz sowie den Schaller-M6-Locking-Mechaniken. Die Gitarre bleibt extrem gut in Stimmung und bietet massig Sustain. Daran haben auch die Messingbauteile ihren Anteil. Ein Saitenwechsel ist dank der Locking-Mechaniken ein Kinderspiel und auch das Tremolo lässt sich in Windeseile in ein ebenso stimmstabiles Floating-System umstellen.
Wie die Gitarre klingt und das Fazit könnt ihr in guitar 12/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-12-2021-Printausgabe-oder-E-Paper
Text: Philipp Opitz
Bilder: Bruno Wolf