Braun-Sound mit Häussel-Topping
Ja, das kommt uns bekannt vor, was uns Ludwig von LKG Guitars da rübergeschickt hat. Leo Fenders Stratocaster stand hier Pate – und warum auch nicht? Autos haben ja auch spätestens seit Henry Ford recht viele Gemeinsamkeiten. Wichtig ist bekanntlich was drin und dran ist und vor allem, was hinten dabei rauskommt, also am Verstärker in unserem Fall. Jedes Rennen beginnt jedoch an der Startlinie und daher werfen wir einen Blick auf Hölzer, Hardware und Co. Der Korpus aus Sumpfesche wurde mit einem rattenscharfen Nitro-Finish in Fiesta Red umhüllt, dezente Crackels suggerieren eine Patina, die man sich sonst mühevoll in verrauchten Clubs erspielen müsste. Wer – und vor allem Wo – kann man das heute noch?
Ochsentour? Nicht nötig?
Siggi Braun, der dieses Modell, das es übrigens auch als SSS-Variante gibt, für LKG Guitars baut, hat einem die Ochsentour zumindest optisch abgenommen. Im gediegenen Vintage-Stil ist auch der honig-gelbe Ahornhals mit Palisander-Griffbrett gehalten, hier schreit einfach alles nach Vintage-Dampf. Der Hals ist vierfach verschraubt, gekontert wird mittels der klassischen Konterplatte. Der Zugang zum Halsstab findet sich korpusseitig, der Hals muss zum Einstellen des Trussrods demontiert werden, hier halten sich Siggi und Ludwig, der Chef von LKG Guitars an die Referenz aus Fullerton. Zugegeben, das könnte man heute eleganter, sprich moderner lösen, das ist aber nicht das Ziel dieses Instruments, das übrigens tippi-toppi eingestellt dem Tweed-Koffer entstieg.
Ein wenig moderner und Player-mäßiger geht es auf dem Griffbrett zu, die Mensur bleibt bei 25,5“, aber es gibt 22 fette Jumbo-Bünde, selbstredend vorbildlich verrundet und poliert, das ist absolute Spitzenklasse hier. Dazu gesellt sich ein Griffbrettradius von 10“, der gleichsam Akkorde in den tiefen Lagen, aber eben auch weite Bendings in Regionen jenseits des 12. Bundes erlaubt – für Player eben. Dieser Maxime folgend geht man auch in Sachen Hardware keine Kompromisse ein. Locking-Tuner von Kluson sitzen an der Kopfplatte, die übrigens auch mit feinen Haarrissen im Lack überzogen ist und nur einen Saitenniederhalter zu verzeichnen hat.
Die Ballends der Saiten werden in einem Vintage-Style-Tremolo von Kluson mit sechsfacher Verschraubung und Stahlblock gehalten, der Tremolo-Arm wird gesteckt, nicht geschraubt. Wer ein solches Tremolo (oder besser gesagt Vibrato, Leo nahm’s da nicht so genau) in der Praxis einsetzen mag, der wird sich über den Graph-Tech-Sattel freuen. Meiner Meinung nach geht’s kaum an dieser Stelle kaum geschmeidiger, maximal mit einem passgenauen Knochensattel. Freilich, das ist alles immer Geschmackssache, aber diese Kombination funktioniert – wenn man sich nicht in exzessiven Whammy-Bar-Orgien gehen lässt.
Das Fazit zur Siggi Braun Custom S-Vintage HSS könnt ihr in guitar 6/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-06-2021-Printausgabe-oder-E-Paper
Text: Stephan Hildebrand
Fotos: Oliver Strosetzki