Guitar-Dreams: Fender American Professional II Telecaster

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2020-10-21 15:08:00 / Musiker News & Infos
Guitar-Dreams: Fender American Professional II Telecaster - Guitar-Dreams: Fender American Professional II Telecaster

Fender American Professional II Telecaster - Nimmermüde Telecaster

Die Telecaster ist eine der Urformen der E-Gitarre und aus dem visuellen und akustischen Kosmos der Gitarristen, ja der gesamten Musik-Geschichte seit den 1950ern, nicht wegzudenken. Sie war nicht nur die erste wirklich in großen Stückzahlen und industriell produzierte E-Gitarre, sie hat mit ihrem charakteristischen Klang eine eigene Sound-Ästhetik geschaffen. Im Country-Bereich kommt kaum jemand darum herum, die Tele auszupacken. Zugegeben, Johnny Hiland mit seiner PRS oder Keith Urban, der gerne mal zur Les Paul Junior greift sind Ausnahmen. Aber nur auf den ersten Blick, denn Hiland entlockt seiner PRS schon ziemlich knackige Sounds und auch eine Junior mit Wraparound-Brücke und P-90 hat in den allermeisten Fällen genügend „Snap“ in den Mitten. Was ich sagen will? Egal, was die beiden Herren nun auch im Einzelfall als Instrument auffahren, die zu Grunde liegende Klangästhetik – Attack, Twang und knallige Mitten mit packenden Höhen –, die ist auch hier angesagt. Die Tele kann aber viel mehr. Einerseits ist sie das Instrument der Country-Flitzer, andererseits aber in den Händen diverser Songwriter die elektrifizierte Fortsetzung der Westerngitarre. Was wäre Bruce Springsteen ohne sein Telecaster respektive deren Vorgängerin, der Esquire? Was wäre Tom Petty ohne seine Tele in Butterscotch Blonde? Und ja, was wären Status Quo ohne ihre runtergerockten Teles? Eben, nicht mal halb so ikonisch. Was macht also Fenders neue American-Pro-II-Tele anders?

Alles neu?

Die gute Nachricht nach dem Öffnen des Koffers zuerst: Es ist eine Telecaster, und eine hübsche noch dazu. Ein deckend metallic-dunkeltürkis lackierter Erlenkorpus, Ahornhals mit Palisandergriffbrett und „skunk stripe“ auf der Rückseite. Warum ein „skunk stripe“? Gute Frage, verschließt dieser ja bei Ahorneinteiler-Hälsen die Fräsung für den Halsstab. Da besagte Ahorn-

einteiler-Hälse eben kein separat aufgeleimtes Griffbrett besitzen, müssen die Truss-Rods von hinten montiert werden. Dieser Fräs-Kanal wird dann mit einem Streifen Nussbaum verschlossen. Wird das Griffbrett separat aufge leimt, dann kann der Truss-Rod-Kanal davor von oben eingefräst werden, man braucht den „skunk stripe“ also gar nicht. Ich denke, dass man sich bei Fender, ganz im Sinne des Gründers, für eine möglichst effiziente und rationelle Fertigung entschieden hat. Hat man die CNC-Fräse einmal korrekt eingestellt, dann fräst man eben alle Hälse von unten, das Griffbrett aufzuleimen ist ohnehin ein separater Vorgang. Und wenn man schon dabei ist, sich um die Effizienz zu kümmern, dann kann man sich auch der Halsmontage annehmen. Wie bereits seit einiger Zeit bei Fenders „moderner“ ausgelegten Serien üblich, kommt auch hier ein ergonomisch geformter Hals-Übergang ins Spiel, der Ausflüge in die oberen Lagen deutlich bequemer macht. In der vierfach verschraubten Halsplatte findet sich auch Fenders Micro-Tilt-Adjustment-System zur Anpassung des Halswinkels. Das gab es in der 1970er schon mal bei den Instrumenten mit Dreipunkt-Verschraubung. Haben wollte das damals keiner, es funktionierte nicht. Das mag sein, obwohl das wohl eher mit der generellen Qualität der Instrumente nach der CBS-Übernahme zu tun hatte. Die Idee an sich ist brillant: Nach dem Lösen (bitte nicht ganz rausdrehen) der beiden hinteren Halsbefestigungs-Schrauben kann mittels Inbusschlüssel eine Madenschraube durch eine kleine Öffnung in der Halsplatte nach oben gedreht werden. Im Hals sitzt eine kleine Metallplatte gegenüber, so dass die Madenschraube den Halswinkel effektiv anpassen kann. Ist der Winkel korrekt eingestellt, werden die Halsschrauben wieder angezogen – einfacher geht’s kaum!

Effektiv geht es auch bei der Brückenkonstruktion zu. Diese Variante lässt eine Saitenführung durch den Korpus zu, ebenso aber auch die sogenannte Toploader-Variante, bei der die Saiten oben in der Brücke durchgefädelt werden. Die erste Variante sorgt für mehr Anpressdruck auf den kompensierten Messingsätteln, die paarweise die Saiten führen, die zweite Variante bietet aufgrund des flacheren Winkels einen geringeren Druck. Klanglich ist die Toploader-Variante als tendenziell etwas luftiger, die Saiten dabei haptisch als etwas softer einzustufen.

Elektrifiziert

Aus elektronischer Sicht geht es Telecaster-typisch gewohnt spartanisch zur Sache – und das ist auch gut so. Verbaut sind an Hals und Steg je ein Fender V-Mod-II-Single-Coil, die eine Weiterentwicklung des 2018 in Serie gegangen Vorgängermodells V-Mod darstellen und sich weiterhin klanglich zwischen Vintage und Moderne positioniert. Angesteuert werden diese über einen Dreiweg-Schalter und einem Master-Volume- sowie einem Master-Tone-Regler. Bei Bedarf lassen sich in der Mittelstellung die beiden Singlecoils per Push-Push-Tone-Poti entweder parallel oder seriell verschalten. Wie das Ganze klingt, schauen und hören wir uns jetzt mal an.

Text: Oliver Strosetzki
Fotos: Phil Zeppenfeld

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