Guitar-Dreams: D’Angelico Premier Bedford SH

PPVMEDIEN GmbH
2021-03-17 11:13:00 / Musiker News & Infos
Guitar-Dreams: D’Angelico Premier Bedford SH  - Guitar-Dreams: D’Angelico Premier Bedford SH

Oldschool-Twang zum Reinbeißen

D’Angelico blicken mittlerweile schon auf eine fast 100-jährige Firmengeschichte zurück. Von John D’Angelico in einem kleinen Laden in Little Italy, New York gegründet, fertigt dieser auf dem Höhepunkt jährlich bis zu 35 Archtop-Gitarren von Hand, die über die Landes-Grenzen hinaus für ihren Klang und ihre Qualität bekannt sind. Das beschert John D’Angelico auch noch in den Kriegsjahren und den schweren Jahren danach weiterhin eine treue Kundschaft. 1964 verstirbt Firmen-Chef John D’Angelico im Alter von 59 Jahren und James D’Aquisto, der sich im Laufe der Jahre von der Putzkraft zum Stellvertreter hochgearbeitet hat, übernimmt die Geschäfte des Familienunternehmens und integriert diese in sein eigenes Unternehmen D’Aquisto. Sowohl D’Aquisto als auch D’Angelico stehen bis heute für hochwertige Archtop-Gitarren, die eine ganze Generation von Musikern geprägt haben. Ab dem Tod von D’Angelico war zunächst ein langer Dornröschenschlaf für die Gitarrenmarke angesagt, bis sie 2011 wieder neu aufgelegt wurde. Durch die Ausstellung „Guitar Heroes: Legendary Craftsmen From Italy To New York“ im New York Metropolitan Museum Of Art wurde D’Angelico schlagartig wieder in die Wahrnehmung einer neuen Generation von Gitarristen katapultiert. D’Angelico bedienen den Markt sowohl mit Reissues ihrer erfolgreichen Modelle als auch mit neuen Semi-Hollow- und Solidbody-Gitarren, die den Kenner genießerisch mit der Zunge schnalzen lassen und sich deshalb auch Künstler wie Bob Weir und Susan Tedeschi immer wieder mit D’Angelico-Gitarren auf den Bühnen blicken lassen.

Specs

Gefertigt ist der Offset-Korpus aus Mahagoni, der durch die asymmetrische Form ein spannendes Statement abgibt und dadurch eine angenehme Frische und Modernität ausstrahlt. Zusammen mit dem Vintage-/Retro-Vibe von D’Angelico ergibt das eine aufregende Mischung, die man so nicht alle Tage sieht. Auf der oberen Seite der Decke ist ein „F“-Loch eingefräst, dass die Gitarre nicht nur optisch aufwertet, sondern ihr gleichzeitig den Resonanz-Körper akustisch verstärkt, weshalb D’Angelico die Bedford SH auch als Semi-Solid-Korpus bezeichnen. Im Kern bleibt sie also eine massive E-Gitarre, durch das F-Loch bekommt sie aber einen semiakustischen Charakter, wobei der Fokus klar mehr auf E-Gitarre als Akustik liegt. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein fünflagiges Pickguard im Tortoise-Farbstil, welches das F-Loch mit seinen auslaufenden Formen stilistisch ergänzt und designtechnisch ein vorzügliches Ausrufezeichen setzt. Der Korpus ist in Sky Blue lackiert, das sich mit dem bräunlichen Tortoise-Schlagbrett bestens verträgt und ein echter Hingucker ist. Auch die Gloss-Lackierung macht einen hervorragenden Eindruck und sieht mit dem knalligen Candy-Look zum Reinbeißen aus. Die Bedford SH ist zudem noch in den Farben Oxblood und Black Flake erhältlich.

Die harten Fakten

Der Hals ist aus Ahorn gefertigt und besitzt ein C-Shaping, das gut in der Hand liegt und ordentlich „Fleisch“ besitzt. Die klarlackierte Rückseite ist seidenmatt gehalten. Als besonderes Highlight gestaltet sich der fließende Set-Thru-Hals-Korpus-Übergang, hier ist ein Erreichen der höheren Lagen überhaupt kein Problem und lädt geradezu zum Solieren im 22. Bund ein. Tolle Sache und gerade bei Retro- und Vintage-Gitarren oft auch ein Schwachpunkt, da der Übergang zum Korpus gerne stiefmütterlich behandelt oder betont oldschool ausgelegt wird. Auf den Hals wurde ein Griffbrett aus Ovangkol aufgeleimt. Ovangkol wird aus West- und Zentralafrika bezogen und ist auf Grund seines tiefen, dunkelbraunen Farbtons beliebt. Zur Abgrenzung von Griffbrett und Hals greifen D’Angelico auf ein dreilagiges Creme-Binding zurück, das bestens verarbeitet ist. Beim Darüberfahren mit dem Finger spürt man keine einzige Unebenheit und auch optisch bietet sich so ein schöner Kontrast – da lacht das Redakteursherz. Als Griffbrett-Inlays verwenden D’Angelico weiße Perloid-Block-Inlays, auch hier ist die Verarbeitungsqualität über alle Zweifel erhaben. Perloid als Inlay-Material kam ebenfalls bei der Kopfplatte zum Einsatz, die sowohl das D’Angelico-New-York-Logo ziert, als auch das Logo der Premier-Series. Darunter befindet sich ein Aluminium-Skyscraper-Trussrod-Cover, dass mit seiner klaren Bildsprache und dem Chrom-Look für jede Menge Retro-Vibe sorgt. Am Ende der Kopfplatte befindet sich ein Headpin namens Cupola, der mit seiner Einfassung für jede Menge Schnörkel sorgt. Muss man mögen, auffallen tut es definitiv! Das dreilagige Creme-Binding vom Hals zieht sich an der Kopfplatte konsequent durch. Die Grover-Stair-step-Rotomatic-Mechaniken sind leichtgängig , die Stimmstabilität ist passgenau. Die Stufen in den Flügeln führen das Thema der Trussrod-Abdeckung weiter und ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Die Saiten laufen über den gut gekerbten Kunststoffsattel in die hauseigene, sechsfach verschraubte Tremolo-Bridge, die ebenfalls in Chrom gehalten und bereits von Werk aus tadellos eingestellt ist. Sie liegt auf dem Korpus auf. Die Saiten werden von je zwei Duncan-Designed-TE-103-Singlecoils an Hals und Mitte sowie einem Duncan-Designed-MH-102-Mini-Humbucker am Steg abgenommen und über einen Fünf-Wege-Schalter angesteuert. Für Volume und Tone stehen zudem zwei Potis zur Verfügung. Sowohl Potis als auch der Fünf-Wege-Schalter sind tadellos verarbeitet und installiert. Da wackelt nichts - beim Drehen spürt man die Leichtgängigkeit.

Wie die Gitarre klingt und das Fazit könnt ihr in guitar 4/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-04-2021-Printausgabe-oder-E-Paper

Text: Oliver Strosetzki
Bild: Lisa Schaft & Oliver Strosetzki


Blog