Guitar-Dreams: Baboushka Guitars Stardust The Holy Spirit – Der Herr hat’s gegeben!

PPVMEDIEN GmbH
2021-10-20 13:49:00 / Musiker News & Infos
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Der Herr hat’s gegeben!

Instrumente aus Manufakturen bieten in vielen Fällen kleine Twists und Kniffe, die im Mainstream nicht umsetzbar sind, sei es aus Kostengründen, der Massenkompatibilität oder schlicht der Verfügbarkeit bestimmter Materialien. Im Falle der Stardust The Holy Spirit von Baboushka Guitars kommen in der Tat alle drei genannten Faktoren zum Zuge. So greift Nikolai beim Korpusholz auf Kiefernholz (!), das einer Kirchenbank (!!) entstammt, die schlappe 250 (!!!) Jahre auf dem Buckel hat. Soweit, so ungewöhnlich. Rein optisch bleibt Nikolai der Original-Optik der Bank treu, so finden sich Spuren der Benutzung, Astlöcher und tiefe Riefen in der Decke, das vorderseitige dezente Shaping des Korpus zeigt eine wunderbare Maserung. Man muss definitiv nicht gläubig sein, um einem derart alten Stück Holz mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht gegenüberzutreten. Das ist schlicht und ergreifend etwas Besonderes. Einerseits bedingt durch das bloße Alter des Holzes, andererseits auch durch Details wie das Zapfenloch auf der Rückseite – dieses Holz hat gelebt. Soviel vorab, in diesem Instrument erlebt es einen zweiten Frühling!

Holz, Holz, Holz!
In Sachen Holz geht es beim Rest vom Schützenfest im Vergleich dazu relativ normal vonstatten. Der Ahornhals ist eine Maplecab-Variante, hier wurde das Griffbrett (ebenfalls aus Ahorn natürlich) separat aufgeleimt, die Fräsung für den Halsstab wurde von oben vor dem Verleimen des Griffbretts gemacht. Daher findet sich hier eben auch nicht der von zahlreichen Gitarren bekannte „skunk stripe“ genannte Nussbaum-Streifen auf der Rückseite. Zieht einfach eure 1952er Telecaster aus dem Safe und ihr findet den skunk stripe. Spaß beiseite, auch die Maserung des Ahorns ist attraktiv in Sachen Wuchs, die dezente Farbgebung und das Öl-Finish machen den Kollegen zum Augen- und Handschmeichler. Letzteres nicht nur wegen des griffigen C-Profils, sondern auch dank des mir sehr angenehmen Griffbrettradius, der mit 14“ flacher als erwartet ist. Zum Vergleich: eine Les Paul etwa hat 12“, eine Vintage-Tele 7,25“. 21 Medium-Jumbo sitzen tadellos verarbeitet im Griffbrett, schwarze Dots im Griffbrett und dessen Flanke bieten Orientierung.

Top Hardware
An der dreidimensional gestalteten Kopfplatte mit Abstufung in Kontrastfarbe sitzen gealterte Kluson-Vintage-Style-Mechaniken. Die Saiten laufen über einen Knochensattel, der perfekt bearbeitet ist, und eine Göldo-Roller-Bridge in ein Bigsby-Vibrato – eine Augenweide! Das Bigsby hat die klassische Stiftaufhängung für die Ballends der Saiten, was mitunter einen recht frickeligen Saitenwechsel zur Folge haben kann. Ein dezentes Vorbiegen des Saitenendes sorgt dafür, dass die Ballends nicht mehr so schnell vom Stift rutschen. Dennoch gilt, lieber etwas mehr Zug auf der Saite beim Befestigen in der Mechanik als zu wenig. Das Bigsby an sich arbeitet butterweich und im Rahmen seiner Möglichkeiten einwandfrei. Das bedeutet nichts anderes, als dass es in der Lage ist einem Akkord eine Schimmer zu verleihen, wie kein anderes Vibratosystem. Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Klar, Jeff-Beck-Spielereien oder Eddie-Exzesse sind hier nicht drin, aber eben auch nicht angekündigt – beim Bigsby weiß man, was man bekommt.

In Sachen Pickups lässt sich Nikolai ebenfalls nicht lumpen und bringt hier die volle P-90-Power auf die Start-Rampe! Am Hals sitzt ein Leosounds P-90 im Humbuckerformat, am Steg ein P-90 von Q-Pickups aus Kroatien, handgewickelt und Custom, montiert mittels einer knallroten Holzplatte – Holla, die Waldfee!

Wie die Gitarre klingt und das Fazit könnt ihr in guitar 11/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-11-2021-Printausgabe-oder-E-Paper

Text: Stephan Hildebrand
Bilder: Phil Zeppenfeld


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