Eastman SB55/v-SV - Guitar Dreams

PPVMEDIEN GmbH
2021-02-18 12:12:00 / Musiker News & Infos
Eastman SB55/v-SV - Guitar Dreams - Eastman SB55/v-SV - Guitar Dreams

Ja, die schaut aus wie eine Junior. Klar, wie denn auch sonst? Der Gitarren-Designer bei Eastman Pepijn ’t Hart hat – bevor er überhaupt dran gedacht hat irgendwelche Eckpunkte einer eigenen Junior-Interpretation zu entwerfen –, sage und schreibe 20 alte Juniors aus den Jahren 1955 bis 1958 angespielt. Und da waren gute dabei, schlechte und durchschnittliche, aber eben auch sensationelle. Und damit hätte man dann auch eine Referenz gehabt. Wenn dann noch Faber-Hardware und Jason Lollar von Lollar Pickups mit ins Boot springen, kann kaum noch was schiefgehen. Die SB55 gibt es auch als Doublecut-Variante, die Zutaten-listen unterscheiden sich nicht voneinander. Die Eastman-Jungs weichen in bestimmten Details klar von der Vorlage des Originals ab, so kommt etwa Ebenholz für das Griffbrett anstelle Palisan-der zum Einsatz. Für den einteiligen (!) Korpus, übrigens mit Pepijns eigenem Design, basierend auf der SB59, und den einteiligen (!!) Hals kommt Okoume zum Einsatz. Dieses Holz aus der Familie der Balsambaumgewächse kennt man auch unter dem Namen Gabun-Mahagoni. Das liegt schlicht daran, dass dieses Holz einen Großteil der aus der Gabunischen Republik exportierten Hölzer ausmacht.Jetzt aber zurück an die Arbeit, war dem Verfasser im Falle der SB55 nicht sonderlich schwerfällt.

Ein Leichtgewicht

Die Singlecut ist beim ersten Rausnehmen aus dem dazugehörenden Koffer direkt ein echtes Leichtgewicht, das Antique-Varnish-Finish ist ein Klassiker bei Eastman, das Sunburst ein echter Hingucker. Das dezente Aging trägt einen guten Teil zum Wohlfühl-Faktor bei. Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, neue Gitarren auf alt zu trimmen, anfühlen tut es sich, als hätte man die Geige Jahrzehnte durch die Gegend gezogen. Gleiches gilt für den Hals, ebenfalls aus Okoume, aber eben mit einem tiefschwarzen Ebenholzgriffbrett, was ich persönlich ja ziemlich geil finde. In besagtem Griffbrett sitzen 22 auf Hochglanz polierte und erstklassig verrundete Medium-Jumbo-Bundstäbchen, der Radius des Griffbretts beträgt 12 Zoll, die Mensur 62,8 cm oder 24,75 Zoll – alles ganz klassisch.

Faber-haft!

Der Hals wird natürlich eingeleimt, für den Sattel kommt Knochen zum Einsatz, die Sattelbreite beträgt 42,8 Millimeter, der Sattel ist perfekt gekerbt, da klemmt nicht mal die G-Saite. Und das will was heißen, die klemmt in der Tat gerne, einfach wegen des recht starken Abknick-winkels nach dem Sattel. In Sachen Hardware greifen die Eastman-Jungs um Pepijn auf Faber zu-rück, die in Deutschland von Gottfried Fischer entwickelt wird und in Sachen Präzision ganz weit vorne mitspielen. Mal davon abgesehen, dass auch das Aging der Hardware tiptop ausschaut. Die Mechaniken sind Kluson-Typen, die anstelle der weißen Plastikknöpfe des Originals solche aus Metall bekommen haben, die Form ist gleich geblieben. Sie laufen rund und präzise, erledigen ihren Job und sehen klasse aus. Das reicht uns.

Am anderen Ende der Saiten findet sich der Endgegner in Sachen Intonation (also, wenn man den Gitarristen aus der Gleichung nimmt) – die Wraparound. Diese simple Brückenkonstruktion hat viele Vorteile (keine mechanischen Teile, keine beweglichen Teile, viel Konkakt zum Korpus), die dem Ton förderlich sind, aber eben auch handfeste Nachteile, hauptsächlich die Justierung der Oktavreinheit. Diese einzustellen ist einfach nur in einem engen Rahmen möglich, die Wraparound in ihrer Urform ist ja nix anderes als ein Stop-Tailpiece mit drübergeführten Saiten. Es gibt diverse Lösungsansätze, die von integrierten und verstellbaren einzelnen Saiten-reitern bis hin zu klar vorgegebenen Auflagepunkten für die Saiten gehen. Der Ansatz der klar definierten Auflagepunkte bietet meiner Meinung nach den besten Kompromiss zwischen der klaren Kante in Sachen Sound und Tonentwicklung einerseits und der bestmöglichen Intonation andererseits. Und die Faber-Wra-paround macht das fantastisch! (Checkt die KMS Whiptail ein paar Seiten weiter hinten, die macht ebenfalls spitzenmäßig!) Anders kann man das nicht sagen. Klar, eine TOM ist immer eine Spur präziser einstellbar, aber mehr Rock’n’Roll versprüht die Wraparound. Ist so, da lass ich nicht mit mir reden ...

Wie die Gitarre klingt und das Fazit könnt ihr in guitar 3/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/Guitar-03-2021-Printausgabe-oder-E-Paper

Text & Bild: Stephan Hildebrand


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