In unserem zweiten Teil der Workshop-Reihe „Fix it in the Mix“ wollen wir euch Tipps und Tricks an die Hand geben, damit eure Drum-Aufnahmen so klingen wie bei den Profis – und das Ganze mit möglichst einfachen Mitteln.
1. Basics
Importiert die Files in eure DAW, beschriftet sie und hört euch zunächst einmal durch den Rough-Mix durch. Lasst alle Mixfiles auf einer externen Festplatte für den Worst-Case eines versehentlichen Verlusts oder technischer Probleme.
Bestenfalls hört ihr den gesamten Song mit allen Signalen an, um ein Gefühl für die Musik zu bekommen. Beim zweiten Durchgang hört ihr euch jedes Schlagzeugsignal einzeln an.
Nach dem Import der Files in die DAW und dem präzisen Beschriften der Spuren solltet ihr euch den Mix der Signale anhören. Bearbeitet zu diesem Zeitpunkt noch nichts, sondern verschafft euch erstmal einmal einen Überblick über den Song, die Song-Parts und die einzelnen Schlagzeugspuren.
Hier kann man gut und gerne fünf bis zehn Mal den Song durchhören, bestenfalls auch bei unterschiedlichen Lautstärken.
Selbstverständlich sichert ihr im Vorfeld alle Mix-files auf einer externen Festplatte!
2. Edit
Der Edit ist nicht nur ein Befreien von Störanteilen, sondern dadurch auch ein indirekter Einfluss auf den Gesamtklang des Schlagzeugs und damit auch des gesamten Mixes.
Wenn der Edit in eurer Hand liegt, müsst ihr euch für eine Herangehensweise entscheiden. Sollen die Drums stark beschnitten werden, damit nur das Signal klingt, das auch gespielt wird? Oder will man lieber den Gesamtklang des Kits so lassen, wie er ist? Oder irgendwie beides?
Diese Entscheidung hängt vom Sound ab, den man am Ende des Mixdowns erzielen möchte.
Viele bevorzugen, Audio-Regions freizuschneiden, bei denen das entsprechende Signal nicht gespielt wird. Gerade auf den Toms ist ein häufig ein andauerndes „Huhlen“ zu hören, da die Tomfelle durch andere Signale wie Snaredrum und Kickdrum in Schwingung versetzt werden. Wenn ihr später im Mix zum Beispiel Kompression benutzt, wird dieses Mitschwingen machmal sogar richtig dominant.
Andere Produzenten bevorzugen es jedoch, den Gesamtklang des Kits nicht durch Edits zu verändern. Was mitklingt, soll mitklingen und dementsprechend muss man dann eben auch mischen. Das bedeutet dann, um bei unserem Beispiel zu bleiben, weniger Kompression.
Das Beschneiden der Audio-Regions führt zu einem isolierten und „übersichtlicheren“ Sound. Es kann dadurch aber auch zu steril werden. Das müsst ihr vom Genre abhängig machen. Gerade im Metal, wo es musikalisch oft schnell zur Sache geht, schneidet man gern alles frei. Bei Rock-Musik wiederum mag man es gern „dreckig“, sodass man sich den Edit weitestgehend sparen kann.
Bildet euch euer Urteil für den einen oder anderen Weg nach eurem Empfinden und euren Klangidealen.
Wenn ihr editiert, unbedingt kurz vor dem Transienten schneiden und genug Ausklang für die Trommel/das Becken lassen. Ein zu früh gesetzter Schnitt bringt die ungewollten Übersprechungen wieder zum Vorschein.
Wenn ihr brauchbare Raummikrofon-Signale vorliegen habt, kann man meistens die Close-Mics-Signale stärker editieren. Das „Leben“ im Mix – also das Live-Feeling der Aufnahme – entsteht nämlich maßgeblich durch die Raum-Signalanteile.
Nutzt die Edit-Phase, um schon eine Priorisierung der Signale festzulegen. Wenn es kaum Tom-Fills gibt, so fokussiert euch zunächst mehr auf Kick, Snare, Hi-Hat und Overheads. Manchmal bekommt man an die 30 Spuren nur für die Drums angeliefert. Hier sollte man zunächst genau hören, was man überhaupt für den Mix benötigt. Sichert die Files auf jeden Fall auf einer externen Festplatte, damit gegebenenfalls entfernte Spuren später wiedergenutzt werden könnten.
Reduziert die Signale und Audio-Files auf das wesentliche, das ihr für den Mixdown braucht.
Nun werden wir mittels folgender Parameter den Mix der Drums anlegen: Lautstärke, Panorama, Equalizer, Kompression und Tiefe (Delay und Reverb). Grundlegende Erläuterungen zu den Begriffen Equalizer, Kompressor und Reverb könnt ihr im ersten Teil der Reihe in der Ausgabe 9/2019 nachschlagen.
3. Mixbus oder linearer Mix-Aufbau?
Braucht man überhaupt einen Mixbus für die Drums? Und wenn ja, wie viele und wofür sind sie gut?
Zwingend brauchen tut man einen Bus für die Drums nicht und er ist kein Garant dafür, dass der Drum-Mixdown automatisch besser wird. Ein Drum-Bus sorgt im besten Fall dafür, dass die einzelnen Signale als homogener Gesamtverbund erklingen. Das Drumkit bekommt den sogenannten „Mix-Glue“. Darüber hinaus kann man für diesen Bus via Sends auf Aux-Channels routen, auf welche man Reverb oder andere Effekte legen kann. Natürlich kann man (und sollte man!) auch Parallel-Kompression auf diese Routing-Weise anwenden. Entscheidet euch also zunächst, ob ihr einen Drum-Bus möchtet oder nicht. Effekte wie Reverb und Parallel-Kompression könnt ihr auch später anlegen.
Die nächsten Fragen sind nun: Mischt man in einen „leeren“ Mixbus (also ohne Plug-ins / Hardware-Effekte, o. ä.) oder in einen mit Effekten angelegten Mixbus?
Zunächst sollte kurz geklärt werden, dass die gängigen Plug-ins für den Insert des Drum-Busses EQs und Kompressoren sind. Dazu kommen meist noch Saturation-Tools und Transienten-Designer. Andere Effekte wie Reverb, Chorus und ähnliche sollten natürlich über den Aux-Channel hinzugefahren werden.
Wenn ihr also schon wisst, welche EQs und Kompressoren in euren Drum-Bus sollen, dann könnt ihr diese auch schon insertieren und grob einstellen. Gerade, wenn ihr einen Song mischen müsst, dessen Drummer, Recording-Equipment und Studioraum ihr schon kennt und schon öfter gemischt habt, könnt ihr auf eure Erfahrungswerte bezüglich des Drum-Bus zurückgreifen. Das spart auch Zeit.
Aber auch, wenn ihr unbedingt ganz bestimmte Tools wie einen SSL-4000-E-Channel (Plugin-Alliance) nutzen möchtet, weil es eurem Soundideal als Mix-Engineer entspricht, so könnt ihr diese schon direkt anwenden und grob einstellen.
In beiden beschriebenen Fällen, in denen ihr schon den Mixbus mit Plug-ins ausstattet, ohne zuvor die Einzelsignale überhaupt bearbeitet zu haben, braucht ihr allerdings Erfahrung beziehungsweise müsst ihr das vorliegende Material kennen. Denn es ist auch oftmals ratsam, zunächst die Einzelsignale zu mischen und dann erst den Drum-Bus. Es gibt hier kein richtig oder falsch. Ihr müsst beide Varianten öfter probieren und das passende für euch herausfinden.
Mit dem „linearen Aufbau“ ist übrigens nicht gemeint, dass ihr die Drum-Signale nacheinander im Solo-Modus mischt. Das solltet ihr vermeiden. Der Solo-Modus ist nur wichtig, um etwaige Probleme eines Signals genau hören zu können.
Hört den Drum-Mix als Ganzes und bearbeitet die Signale nacheinander beziehungsweise in der von euch bevorzugten Reihenfolge. Es steht euch frei, zunächst mit der Kick oder mit den Overheads zu beginnen. Einige mixen zunächst die Overheads und Raumsignale und widmen sich erst dann den Einzelsignalen. Andere machen es andersherum.
Viele Wege führen nach Rom. Hauptsache, man entscheidet sich, loszufahren und bis zum Ziel durchzuhalten!
4. Lautstärke-Verhältnisse und Panorama
Die folgenden Signale haben meist die höhere Priorität: Kick-In / Kick-Out, SD-Top, Toms, Hi-Hat, Overheads, Mono-Raum, Stereo-Raum.
Wenn euch diese im Mix vorliegen, so ist ein funktionierender Mixdown sehr sicher! Zusätzliche Signale wie Snare-Bottom, Ride, X-Hat, Sub-Kick, weitere Raum-Signale (Close-Room, Far-Room) und andere bieten sicherlich wichtige Möglichkeiten für den Mix, haben aber meistens geringere Priorität.
Es ist davon auszugehen, dass Bassdrum, Snaredrum, Overheads und Raumsignale die entscheidenen Elemente des Drum-Mix sind. Positioniert die Kick und Snare mittig im Panorama.
Die Toms sollten in der Links-Rechts-Anordnung dem Drumkit-Aufbau entsprechen.
Hört dazu in die Overheads, um die Positionen der Toms zu ermitteln. Es ist irreführend, wenn Tom 3 auf den Overheads stark links zu hören ist, aber das Stützmikro nach rechts gepant wird.
Genauso wie mit den Toms macht ihr das Ganze auch mit etwaigen Stützmikrofonen der Becken wie dem Hihat-Mikro, Ridemikro, X-Hat-Mikro etc.
Meist müssen die Toms der Größe nach lauter gemischt werden, da der Ton immer tiefer und damit etwas durchsetzungsschwächer wird. Ein 10“ Rack-Tom sollte also dezent leiser als ein 18“ Floor-Tom gemischt werden. Allerdings sollten die Dynamik-
Unterschiede insgesamt eher gering sein.
Das Kick-Out ist meist bedeutend leiser als das Kick-In. Snare-Drum-Bottom sollte nur so weit dem Snaredrum-Top-Signal zugefahren werden, dass es den Präsenzbereich nicht dominiert. Der Klang der Snare würde sonst zu sehr „verdünnt“ werden.
Dennoch ist die verbesserte Ansprache des Snare-
Signals mit Bottom-Anteil wichtig.
Wenn die Toms sowohl für kleine Fill-ins, aber auch zum Beispiel für Tom-Grooves in der Strophe genutzt werden, so empfiehlt sich ein unterschiedlicher Mix dieser für die verschiedenen Parts.
Die Lautstärkeverhältnisse der Räume sollten sich so gestalten: Mono-Room leiser, Close-Room mittellaut, Far-Room am lautesten. Wir sprechen hier aber von geringen Unterschieden.
Den kompletten Workshop findet ihr in der Soundcheck 11/19 – hier geht es zum Shop.