Delta-Blues: Inspiration, Songwriting & Arrangieren

PPVMEDIEN GmbH
2019-01-31 15:59:00 / Musiker News & Infos

Jerry Portnoy
Als Beispiel für einen Song im Delta- Blues-Stil nehmen wir meinen Song „Düsseldorf am Rhein“, den ich als Liebeserklärung an meine Geburtsstadt geschrieben habe. (An dieser Stelle einen schönen Gruß an die dunkle Seite des Rheins, nach Köln.) Inspiriert wurde der Song von „Sweet Home Chicago“ von Robert Johnson.

Damit sind wir schon bei einer heißen Frage: Darf man sich „inspirieren“ lassen? Jerry Portnoy, langjähriges Mitglied der Band von Muddy Waters und ein fantastischer Blues-Harper, hat mal so schön gesagt: „Manche Musiker wollen einen ganz eigenen Stil entwickeln und verweigern die Einflüsse der Musiker, die vor ihnen kamen. Ein paar von ihnen haben tatsächlich einen eigenen Stil gefunden. Ich würde mir keinen von ihnen anhören, ohne dass man mir eine geladene Waffe an die Schläfe hält.“

Robert Johnson, der einige der wichtigsten Aufnahmen des Delta-Blues gemacht und zahlreiche Blues-Klassiker geschrieben hat, war ein Meister des Übernehmens fremder Ideen. Auf der sehr empfehlenswerten Yazoo-CD The Roots of Robert Johnson kann man genau nachvollziehen, woher Johnson die Ideen für seine Texte, seine Gesangsmelodien und seine Gitarren-Parts hatte. Die CD enthält die Originalaufnahmen der Songs, die Johnson ganz offensichtlich ausgiebig studiert hat, bevor er seine Songs schrieb.

Songaufbau Akkordfolge und Struktur sind im Blues ziemlich vorgegeben; es gibt ein paar Variationen wie den 16-taktigen und den 8-taktigen Blues. Für diesen Song entscheide ich mich für das 12-taktige Quick-Change- Schema. In der Tonart E lautet es:

E - A - E - E
A - A - E - E
H - A - E - E


Der Text besteht aus einem zweizeiligen Refrain und drei ebenfalls jeweils zweizeiligen Strophen. Um den Text an die Blues-Form anzupassen, verwende ich im Refrain die bluestypische A-A-B-Form. Dafür wiederhole ich die erste Zeile.

In den Strophen spiele ich jeweils einen Stopp-Chorus. Hier wird also die Strophe in vier Takten auf dem I-Akkord mit Stopps untergebracht, und ab der IV. Stufe folgt wieder der Refraintext – allerdings ohne die Wiederholung der ersten Zeile.

Autor: Andi Saitenhieb
andisaitenhieb.de



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Foto: Paul Natkin via Getty Images


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