Dassault Falcon 6X : Fighter-Avionik für Business-Jets

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Dassault Falcon 6X : Fighter-Avionik für Business-Jets - Kampfflugzeug-Technologie in zivilen Businessjets

Die Flugerprobung des neuen Langstrecken-Businessjet Dassault Falcon 6X kommt gut voran. Anfang Juli wurde der dritte Prototyp in die Erprobungsflotte aufgenommen, 2022 sollen die Tests abgeschlossen werden. Die mit zwei Triebwerken Pratt & Whitney 812D ausgestattete 6X bietet eine besonders geräumige Kabine für 16 Passagiere, mit großen Fenstern und sogar einem Deckenfenster. Doch auch andere „innere Werte“ bieten Innovationen.

Fighter-Avionik serienmäßig

Als Business-Jet der neusten Generation bietet die Falcon 6X viel technisches Know-How aus der militärischen Flugzeugsparte von Dassault. Ein Beispiel ist das "Digital Flight Control System", wie Dassault die Fly-by-Wire-Steuerung nennt. Vergleichbar mit dem Kampfjet Dassault Rafale kontrolliert der Flugcomputer die gesamten Steuerflächen. Steuereingaben des Piloten werden lediglich vom Computer interpretiert und - an Flight-Envelope und Flugzeugkonfiguration angepasst – in Steuerausschläge übersetzt.
Ein weiteres Novum ist die neueste Version des EASy- Avionikpakets mit vier 14,1-Zoll-Displays. EASy III basiert auf der von Honeywell entwickelten Primus-Epic-Suite und wird bereits bei den größeren Falcon-Modellen eingesetzt.
Die Bildschirme der Avionik sind in einer T-Form angeordnet. Die beiden äußeren Primärdisplays (PDU) vor den Piloten geben „taktische“ Informationen wie Fluglage, Triebwerk-Settings und CAS-Nachrichten für die Besatzung. Die vertikal angeordneten Multifunktionsanzeigen (MDU) lassen sich je nach Situation konfigurieren und geben „strategische“ Informationen zu beispielsweise Flugnavigation, Wetter, Flugmanagement sowie Checklisten oder Systemberichten.
Zu den Verbesserungen des Systems zählt das RDR-4000-IntuVue-3Dcolor Wetter-Radar, das Blitze vorhersagen und Hagel sowie Turbulenzen auf eine Reichweite von 60 Meilen erkennen kann. Gewitter erkennt das Radar sogar auf 320 Meilen Entfernung. Gesteuert wird das Avionik-System über zwei Cursor-Eingabegeräte sowie zwei Tastaturen.


Das "FalconEye"-HUD der Dassault Falcon 6X ist das größte derzeit in der zivilen Luftfahrt verfügbare Heads-up-Display. Foto: Dassault


Mit den Augen eines Falken

Eine weitere Besonderheit der Avionik-Ausstattung ist das serienmäßige „FalconEye“-HUD. Das System wurde bereits als Option der Falcon 8X angeboten – in der 6X ist es serienmäßig verbaut. Das gemeinsam mit Elbit entwickelte FalconEye besteht aus sechs Multi-Sensor-Kameras, die neben optischen auch Infra-Rot-Bilder in einem 30x40-Grad-Bereich sammeln. Diese werden anschließend mit drei weltweit verfügbaren Datenbanken von Flughäfen, Rollwegen und Hindernissen sowie dem GPS-Standort abgeglichen. Der Pilot erhält so auf einem der größten nicht-militärischen Heads-Up-Displays mit einer 1280x1024-Pixel-Auflösung ein synthetisch erzeugtes Bild seiner Umgebung — auch unter Instrumentenflug-Bedingungen. Mit einem Preis von 47 Millionen US-Dollar liegt die 6X zwar nur knapp unter ihren größeren Schwestern, bietet aber nicht zuletzt durch ihre Avionik einige Vorteile. 2022 sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden können.

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