Zwei Angler erfinden den Jumbojet

PPVMEDIEN GmbH
2018-01-17 11:29:00 / Luftfahrt News & Infos

Kontaktpflege zwischen Geschäftspartnern ist wichtig. Deshalb hatte im Dezember 1965 der Boeing-Chef William Allen den Vorsitzenden seines besten Kunden, Juan Trippe von der Fluglinie Pan Am, zum Angeln eingeladen. Die beiden Männer genossen die Ruhe am See beim Angeln und saßen dann abends noch gemütlich zusammen. Dabei kam das Gespräch auf die Zukunft des Luftverkehrs. Boeing hatte gerade mit dem Jet-Airliner 707 den Transatlantikverkehr revolutioniert. Pan Am war die größte Airline der Welt. Beide Männer wussten also, wovon sie sprachen.

Boeing-Chef William Allen (links) und der Chef der Pam Am, Juan Tripps vor dem Prototyp der 747. (Boeing)

Sie waren einer Meinung, dass bald immer mehr Menschen mit Flugzeugen reisen würden. Wenn Flüge günstiger angeboten werden könnten und nicht mehr nur etwas für bessere Gesellschaftsschichten sein würden, dann würde der Flugtourismus enorm anwachsen. Bei niedrigeren Ticketpreisen, könnten die Fluglinien mit den jetzigen Flugzeugen aber nicht kostendeckend arbeiten. William Allen erzählte von dem letzten Projekt seiner Firma. Ein großes Frachtflugzeug war für die U.S. Air Force entwickelt worden, hatte den Wettbewerb aber gegen die Lockheed Galaxy verloren. Zur Passagiermaschine umkonstruiert, könnte dieser Entwurf aber über 400 Passagiere befördern. Damit müsste eine Fluglinie Geld verdienen können. Der folgende Dialog der beiden hat Luftfahrtgeschichte geschrieben. Pan-Am-Chef Trippe: "Wenn Sie dieses Flugzeug bauen, kaufe ich es". Boeing-Chef Allen: "Wenn sie die Maschine kaufen, baue ich sie!" Dieses Abkommen wurde mit einem Handschlag der beiden Männer besiegelt. Heute würden wahrscheinlich dutzende von Anwälten einen Vertrag aufsetzen, der dicker wäre als ein Harry-Potter-Buch.

Stilechtes Ambiente der 1960er-Jahre im Jumbojet. (Boeing)

Nach weitergehenden Gesprächen über die Details bestellte Pan Am am 13. April 1966 25 Stück des Jumbojet genannten Flugzeugs. Darauf nahm Chefkonstrukteur Joe Sutter die Detailkonstruktion auf. Kein Jahr später, wurde im Januar 1967 mit dem Bau des Prototyps begonnen. Damals wurden alle Berechnungen mit Rechenschiebern oder Rechenmaschinen getätigt, die nur multiplizieren konnten. Alle Zeichnungen wurden von Hand mit Tuschefüllern auf Papier erstellt. Dank modernster Computer dauern solche Arbeiten heute oft ein Jahrzehnt oder mehr. Ein gutes halbes Jahr nach Baubeginn wurde der Prototyp aus der Halle gerollt und startete nach eingehenden Vorversuchen am 9. Februar 1969 zum Jungfernflug. Heute, fast 50 Jahre später, neigt sich die Ära des Jumbojets dem Ende zu. Immer mehr Fluggesellschaften mustern ihre Boeing 747 aus. Die Betriebskosten der 747 sind einfach zu hoch.

Die Boeing 747 fliegt auch erfolgreich als Frachter. (Boeing)

Einzig im Frachtverkehr ist der Jumbojet kaum zu ersetzen. Durch die hochklappbare Bugnase können Frachten in den Rumpf geladen werden, die kein anderes ziviles Flugzeug fassen kann. Und damit ist der Jumbojet wieder bei seinen Anfängen als Entwurf für eine Frachtmaschine angelangt.

Immer interessant: die Magazine der FliegerRevue


Blog