Nachdem die argentinische Eigenentwicklung IA-58 Pucara im November 2019 aus dem aktiven Dienst gezogen wurde, setzten die Luftstreitkräfte Argentiniens für die Rolle der Grenzüberwachung und Luftunterstützung von Bodenkräften jetzt die Embraer EMB-312A Tucano ein. Zuvor waren diese als Schulmaschinen geflogen. Anfangs war die Einsatzfähigkeit der Tucano noch sehr begrenzt, da die nach normalen Firmenstandards gelieferten Flugzeuge über keine Feuerkraft verfügten. Zusätzlich wurden einige Flugzeuge noch für Flugschauen mit Rauchentwicklern ausgerüstet – was einen Waffeneinsatz unmöglich machte. Mit dem Jahr 2021 wurde ein Programm aufgesetzt, welches die Einsatzbereitschaft der Flugzeuge und des ganzen Verbandes verbessern soll und auch ein intensives Schießtraining für die Besatzungen beinhaltet.
Wenn die Munition verschossen ist, drehen die Tucano ab und fliegen zurück zum Stützpunkt, um sich neu ausrüsten zu lassen.
Foto: HORACIO J. CLARIA
Feuer frei!
Der Schießplatz Garabato, westlich der Stadt Reconquista, wurde schon in der Vergangenheit von den Pucara für scharfe Schießübungen mit MG, Maschinenkanonen, Raketen und Übungsbomben benutzt. Die im Sommer 2021 abgehaltene Übung war auf vier Tage ausgelegt. Jede Besatzung sollte pro Tag drei bis vier Einsätze fliegen.
Gestartet wurde in Verbänden von drei oder vier Flugzeugen. Beim Anflug auf Garabato meldeten sich die Piloten und erhielten dann einzeln die Erlaubnis des dortigen Flugdirektors, eine bestimmte Schießbahn des Platzes anzufliegen und auf die Bodenziele zu feuern. Die Kommunikation zwischen Boden und Flugzeug musste von beiden Seiten als “Laut und Klar” bestätigt werden, bevor die Erlaubnis zum Feuern erteilt wurde. Dies sollte Unklarheiten und daraus resultierende Unglücke verhindern. War die Munition verbraucht, kehrte jedes Flugzeug einzeln zum Flugplatz zurück. Erst auf ein Zeichen des Waffenwartes durfte der Pilot die Maschine verlassen. Da dies der erste Waffeneinsatz der Colibri-Pods an der Tucano war, brachte die Übung reiche Erfahrungen für Besatzungen, die Warte und auch für die Verbandsführer.
Letzte Prüfung, ob die erste Patrone des Gurtes richtig im MG liegt.
Foto: HORACIO J. CLARIA
Tucano werden modernisiert
Die praktischen Erfahrungen dieser Schießkampagne werden in den gerade in der Entwicklung befindlichen neuen Waffenpod Tordo einfließen. Dieser wird schwerer, mit 12,7-mm-Maschinengewehren, bewaffnet sein. 2022 soll die Erprobung beendet werden und die Produktion von Tordo beginnen. Gleichzeitig werden alle Tucano Argentiniens mit neuen Glascockpits ausgerüstet und so fit für die nächsten Jahre gemacht.
Autor: HORACIO J. CLARIA
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