Acoustic Dreams: Peters Resonators „Nachtwächter“

PPVMEDIEN GmbH
2021-06-04 10:46:00 / Musiker News & Infos
Acoustic Dreams: Peters Resonators „Nachtwächter“ - Acoustic Dreams: Peters Resonators „Nachtwächter“

Der Wächter in der Nacht

Peter Wahls Liebe gehört dem Blues und der Resonatorgitarre und so verwundert es kaum, dass er ständig auf der Suche nach alten Schätzchen ist und den alten Instrumenten, ein zweites Leben einhaucht. Mit Vorliebe operiert Peter an alten Instrumenten aus heimischer Fertigung. Klar, die Chance solche Gitarren hier zu finden ist einfach größer und da Peter ja ohnehin das ganze Instrument umbaut, weiß er genau worauf es ankommt.

Zur Geschichte

Gehen wir in medias res, die Nachtwächter. Entstanden ist diese kleine Parlor-Size um das Jahr 1860. Ja, richtig, 1860. Das ringt einem wahrhaftig ein ehrfürchtiges Staunen ab, denn 160 Jahre ist eine Menge Holz, wenn man mir dieses Wortspiel verzeihen möge. Es wird aber noch besser, denn Peter geht bei seinen Reso-Umbauten wirklich ans Eingemachte. Diese alten Instrumente hatten keinen Halseinstellstab, wer eine Reso will, braucht aber dicke Saiten und wer dicke Saiten will, der wird zwangsläufig mit einem Stringfollow des Halses konfrontiert, also einem Nachgeben des Holzes in Richtung Saitenzug. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht an die alten Flitzebögen aus der Kindheit. Zweimal nicht abgespannt und die Dinger waren krumm. Nicht so bei Peter, denn der hat an alles gedacht. Aber der Reihe nach.

Holz oder Metall

Boden und Zargen bestehen bei der Nachtwächter aus Ahorn, die Decke aus Fichte. Nun darf man in Sachen Klangentwicklung die Hölzer bei einer Resonatorgitarre nicht unbedingt als riesigen Faktor einschätzen, die Tatsache, dass es sich hierbei um richtig alte Hölzer handelt, dass trägt zum Wohlfühlfaktor jedoch einen großen Teil bei. Und der lässt einen bekanntlich besser und mehr spielen. Nachdem Peter also das ursprüngliche Griffbrett vom Erlenhals genommen hat, den Trussrod eingebaut und als Griffbrett – Haltet euch fest! – 5000 Jahre alte Mooreiche wieder aufgeleimt hat, sind die dicken Saiten kein Problem mehr.

Historisches Material

Damit aus einem ursprünglich derart leichten und fragilen Instrument eine richtige Bluesgitarre wird, muss neben der Truss-Rod-Geschichte natürlich auch der Resonator-Cone eingebaut werden. Dieser hängt ja nicht lose an der Decke, sondern wird in die passende Montagevorrichtung (engl. soundwell) montiert, diese fertigt Peter nicht aus „irgendeinem“ Holz, hier kommt Kirschbaumholz zum Einsatz. Es stammt aus knapp 200 Jahre alten Biedermeier-Betten. Klar, aus was auch sonst, ist man beinahe versucht zu denken?

Einmaliges Konzept

Peters Reso-Umbauten sind nicht nur aufgrund ihrer Machart einzigartig, sondern auch wegen ihrer Detailverliebtheit. Hier wird richtig ins ursprüngliche Konzept des Instruments eingegriffen, da bleibt kaum ein Stein auf dem anderen, aber die Begeisterung für diese Instrumente und ihre Geschichte, die spürt man bei jedem Ton. So hat Peter die originalen Messing-Mechaniken wiederverwendet, die Knöpfe sind aus Knochen. Die Mechaniken stimmen die Nachtwächter, mehr passabel als präzise, da wären neue Waverly-Type-Tuner die technisch bessere Wahl gewesen, nur Flair hätten sie nicht in dem Maße transportiert.

Wie die Gitarre klingt und das Fazit könnt ihr in guitar acoustic 4/21 nachlesen:
https://ppvmedien.de/guitar-acoustic-04-2021-Printausgabe-oder-E-Paper

Text: Stephan Hildebrand
Bild: Oliver Strosetzki


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